Im Neugut/Ludesch wollen Rauch / Ball / Red Bull (im Hintergrund) ausbauen.

Foto: Initiative Ludesch

Bregenz – Landwirtschaftsfläche oder Industriegebiet? Diese Frage stellt sich den Wahlberechtigten der Vorarlberger Walgaugemeine Ludesch im Bezirk Bludenz. Bei einer Volksabstimmung entscheiden sie am Sonntag, ob der Grünzone Flächen für die Erweiterung von Lager und Produktion des Getränketrios Rauch / Ball / Red Bull entnommen werden dürfen.

Initiiert wurde die Volksabstimmung von der Initiative Ludesch, 950 Personen haben dafür unterschrieben. Die Bürgerinnen und Bürger fürchten um wertvolle Ackerflächen und Grundwasservorkommen.

Rauch, das für Red Bull in Ludesch abfüllt, und der Dosenproduzent Ball, die 100 Millionen Euro investieren wollen, reagieren nun mit einem Sieben-Punkte-Programm, das auch ein Geldpaket für die Gemeinde beinhaltet, auf den Gegenwind.

Rauch verspricht Kompensation

Jürgen Rauch versicherte via Medien, dass nicht 16 Hektar, sondern nicht mehr als 6,5 Hektar verbaut werden sollen. Der Schutz des Grundwassers habe für die Firmen Vorrang, man werde 100 neue Arbeitsplätze schaffen, die Dächer und Fassaden begrünen und der Gemeinde auf zehn Jahre pro Jahr 500.000 Euro zur Verfügung stellen.

"Die Projektgemeinschaft ist bereit, etwaige materielle und immaterielle Nachteile aus dem Verlust von Grünflächen durch Maßnahmen im Bereich Umweltschutz, Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt auszugleichen", heißt es in dem Papier. Außerdem wolle man sich stärker in Ludesch engagieren. Der Bau eines neuen Kindergartens wird versprochen. Voraussetzung ist, die Abstimmung gehe im Sinne der Projektgemeinschaft aus. Rechtlich sei diese Vorgangsweise gedeckt, verweist die Firma Rauch auf ein Gutachten der Universität Wien.

Geld statt Grünzone

Die Initiative wertet das Angebot als "eine unsägliche Wahlbeeinflussung". Die Zusicherung von Rauch, nur 6,5 der reservierten 16 Hektar zu verbauen, sei unglaubwürdig. Sie gibt zu bedenken, dass die Gemeinde, obwohl sie die Trinkwasserversorgung nicht durch eigene Brunnen decken könne, den wasserreichsten Grund verkaufe. Sie beharrt darauf, die Flächen für Gemüse- und Ackerbau zu erhalten.

In der Gemeindestube, wo mit einer Gegenstimme für die Betriebserweiterung und Umwidmung gestimmt wurde, hofft man auf Erlöse aus dem Verkauf gemeindeeigener Grundstücke. 700.000 Euro könnten lukriert werden. Die Pfarre bekäme für ihre Grünflächen 1,4 Millionen und könnte ein Pfarrheim bauen. Außerdem, wird argumentiert, sei die Erweiterung im regionalen Entwicklungsplan vorgesehen. Der sei, hält die Initiative dagegen, ohne die Bürgerinnen und Bürger erstellt worden. (Jutta Berger, 8.11.2019)