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Meuternde Polizisten in Cochabamba.

Foto: Reuters/Balderrama

La Paz – Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Bolivien haben sich in mindestens drei Städten Polizisten auf die Seite der Demonstranten gestellt. In der Hauptstadt La Paz schlossen sich am Freitag Dutzende Polizisten einer Demonstration an und riefen Parolen gegen den umstrittenen Staatschef Evo Morales, wie AFP-Journalisten beobachteten.

Das Fernsehen zeigte Bilder von Sicherheitskräften, die Demonstranten die Hände schüttelten. Zunächst wechselten Polizisten in Cochabamba die Seiten. "Wir haben gemeutert", sagte ein vermummter Polizist vor dem Hauptquartier der Einsatzpolizei in der zentralbolivianischen Stadt. "Wir werden auf der Seite des Volkes sein, nicht bei den Generälen", fügte einer seiner – ebenfalls vermummten – Kollegen hinzu.

Vermummte Polizisten

In der südöstlichen Stadt Sucre und der Oppositionshochburg Santa Cruz schlossen sich Polizeieinheiten an. "Wir unterstützten die Kollegen, die in Cochabamba gemeutert haben", sagte ein uniformierter Polizist mit verhülltem Gesicht in Sucre einem örtlichen Fernsehsender. "Wir können nicht mit dieser Drogen-Regierung weitermachen, mit dieser ungerechten Demokratie", sagte er. Polizisten in Santa Cruz schlossen die Türen ihrer Wache und mehrere uniformierte Männer klettern auf das Dach und schwenkten die bolivianische Flagge.

Morales sprach nach einer Dringlichkeitssitzung mit mehreren Ministern und Armeechef Williams Kaliman von einem "Putsch". "Brüder und Schwestern, unsere Demokratie ist in Gefahr wegen eines laufenden Putsches, den gewalttätige Gruppen gegen unsere verfassungsmäßige Ordnung gestartet haben", erklärte Morales im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Verteidigungsminister Javier Zavaleta erklärte, ein Einsatz der Armee gegen die meuternden Polizisten stehe derzeit nicht zur Debatte. "Für den Moment wird keine Militäraktion gestartet, das ist völlig ausgeschlossen", erklärte der Verteidigungsminister.

Der 60-jährige Morales ist seit 2006 an der Macht. Gegen seine Wiederwahl am 20. Oktober regt sich Widerstand, die Opposition spricht von Betrug und fordert eine Neuwahl. Bei wiederholten Protesten starben bisher drei Menschen, 200 Menschen wurden verletzt. (APA, 9.11.2019)