Amtsinhaber Klaus Iohannis gewann die Präsidentenwahl mit klarem Abstand, muss sich jedoch am 24. November noch einmal in einer Stichwahl durchsetzen.

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Bukarest – Das Rennen um das Präsidentenamt in Rumänien wird in einer Stichwahl entschieden. Amtsinhaber Klaus Iohannis gewann zwar im ersten Wahldurchgang mit 36,6 Prozent und damit klarem Vorsprung, verpasste aber die absolute Mehrheit und muss deshalb am 24. November in einer Stichwahl gegen die Sozialdemokratin Viorica Dăncilă antreten. Die Ex-Regierungschefin kam mit 23,8 Prozent auf Platz zwei.

Iohannis begrüßte das Ergebnis als eindeutiges Votum gegen Dăncilăs Partei PSD: "Noch nie haben die Rumänen so umfangreich und so klar gegen die PSD gewählt. Dem 60-Jährigen dürfte nach Einschätzung des Politologen Andrei Țăranu der Sieg in der zweiten Runde sicher sein, weil sich die meisten Anhänger der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Kandidaten hinter ihm versammeln dürften. Er hatte die PSD im Wahlkampf als Bedrohung für die Demokratie bezeichnet.

Dăncilă zeigte sich erleichtert über ihren Einzug in die Stichwahl. Sie war von Jänner 2018 bis vor einer Woche Ministerpräsidentin Rumäniens und war per Misstrauensvotum im Parlament gestürzt worden. Sie vertrat eine von der EU und Iohannis heftig kritisierte Justizpolitik, die Kritikern zufolge korruptionsverdächtige Politiker begünstigte.

Rekord-Wahlbeteiligung bei Auslandsrumänen

Iohannis-Anhänger hoffen, dass die von der EU kritisierten Rückschritte bei der Korruptionsbekämpfung nun wieder aufgehoben werden. Zudem versprach Iohannis, zusammen mit der neuen Regierung die Günstlingswirtschaft zu bekämpfen, die Infrastruktur zu verbessern, EU-Gelder besser abzurufen und die öffentlichen Dienstleistungen wie das Gesundheits- und das Bildungswesen zu reformieren.

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Die Wahlbeteiligung lag bei 47,66 Prozent und damit unter jener der Präsidentenwahl von 2014, die 52,31 Prozent betrug. Iohannis könnte davon profitieren, dass den Angaben nach mehr Rumänen in Städten als in ländlichen Gebieten ihre Stimme abgaben. In Rumänien wählen Städter eher bürgerlich-liberal. Hingegen ist in den Dörfern traditionell die PSD von Dăncilă stark.

Eine Rekord-Wahlbeteiligung zeichnete sich bei den im Ausland lebenden Rumänen ab. 673.073 Auslandsrumänen gaben ihre Stimme ab. Diese tendieren allgemein eher zu liberalen Kandidaten. Anders als früher war diesmal eine Stimmabgabe per Briefwahl möglich, zudem durfte im Ausland bereits seit Freitag gewählt werden. Bei früheren Wahlen war es in Konsulaten zu Tumulten gekommen, weil der Andrang so groß war. (APA, 11.11.2019)