Der Berliner Kriminalhauptkommissar Robert Karow (Mark Waschke) hat wochenlang neben einer Leiche gelebt und nichts bemerkt. Obwohl er nie Kontakt zu dem Verstorbenen hatte, betritt Karow spontan die Nachbarwohnung und erklärt sie zum Tatort – und in der Tat wird später ein Genickschuss an der bereits mumifizierten Leiche entdeckt. Bis auch der Zusammenhang mit Todesurteilen in der DDR entdeckt wird, braucht es noch. "Welt", "Spiegel" und "Süddeutsche" zeigen sich bewegt von einem Moment in diesem Sonntagskrimi aus Berlin. Und wie sehen Sie den "Tatort: Das Leben nach dem Tod"?

"Spiegel", bewegt

"Spiegel"-"Tatort"-Experte Christian Buß gibt dem Berliner Krimi acht von zehn Punkten. Sein Befund: "Alte Verbrechen aus der DDR-Zeit, neue Zumutungen auf dem Wohnungsmarkt: Regisseur Florian Baxmeyer, der viele der experimentierfreudigen Bremer 'Tatorte' mit Sabine Postel und Oliver Mommsen gedreht hat, bringt diese beiden Bedeutungsebenen souverän zusammen. Zudem führt er die beiden Ermittlerfiguren Karow und Rubin, die sonst oft eher neben- als miteinander agierten, auf völlig kitschfreie Art und Weise zusammen."

Eine der bewegendsten Szenen für Buss ist Kommissarin Nina Rubins (Meret Becker) Erklärung über die Verwirrung der Seele zwischen Leben und Tod: "Für die Seele des Toten ist es tröstlich, wenn die Lebenden Anteil nehmen, dann ist sie nicht so verloren." Darauf fragt Kollege Karow: "Machen Sie das denn auch für mich, wenn ich nicht mehr da bin?"

ORF/ARD/Marcus Glahn

Berührte "Welt"

"Welt"-Feuilletonredakteur Elmar Krekeler fand "so berührend schon lange nichts mehr im 'Tatort'": "Wenn es einmal zur Kür der schönsten Szene des 'Tatort'-Jahres kommt, wird dieser Moment aus 'Das Leben nach dem Tod' der Favorit sein. Karow und Rubin, wie Hund und Katze sonst, stehen in dem Desaster, das ihnen die deutsche Geschichte und die Menschen, die von ihr verformt wurden, hingeworfen hat, können nicht anders als sich halten."

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"Süddeutsche", angetan

Holger Gertz stimmt in der "Süddeutschen Zeitung" ein: "Vieles stimmt an diesem 'Tatort', vieles hat Charme. Die Kamera, der Spannungsbogen, die Besetzung bis zu den Nebenrollen. Und einen Moment gibt es, in dem kommen sich Karow und Rubin tatsächlich näher. Ausgerechnet diese beiden sexuell so aktiven Körpermenschen haben eine Liebesszene, die so intensiv ist, gerade weil eigentlich nichts passiert. Und trotzdem alles. So etwas hat man am Sonntagabend seit Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und Constanze Hermann (Barbara Auer) nicht mehr so schön gesehen."

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STANDARD, unbeeindruckt

Nicht recht beeindruckt hat der Berliner "Tatort" STANDARD-Kritikerin Doris Priesching: "Der Fall von Sarah Schnier (Buch) und Florian Baxmeyer (Regie) streift eine Menge Themen – Verwahrlosung, Großstadtisolation, DDR-Vergangenheit, Migrationshintergrund, Schuld, Rache, Buße, Trauma und dann sogar noch eine Geiselnahme –, richtig hängen bleibt man nirgendwo. Karow schwebt in anderen Sphären, was sich aber als richtig erweist. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Nee, ganz bestimmt nicht, sagt Karow. Rubin schon. Das verbindet." (red, 10.11.2019)

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Und wie sehen Sie den "Tatort: Das Leben nach dem Tod" (oben im Bild eine Rückblende zu einem Doppelmord zu DDR-Zeiten)? Wir freuen uns auf Ihre Meinung im Forum:

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