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Washington – Nach 39 Todesfällen und mehr als 2.000 Lungenerkrankungen durch E-Zigaretten hat eine US-Gesundheitsbehörde nach eigenen Angaben die wahrscheinliche Ursache ausfindig gemacht. Es gebe "direkte Belege" dafür, dass ein aus Vitamin E gewonnenes Öl die Lungenerkrankungen bei den E-Zigaretten-Konsumenten hervorgerufen habe, sagte die Vize-Direktorin der Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention (CDC), Anne Schuchat. Die Chemikalie sei bei 29 erkrankten Patienten, deren Lungenflüssigkeit untersucht wurde, in allen Fällen nachgewiesen worden.

Schuchat bezeichnete die Erkenntnisse der Untersuchung als Durchbruch. Es seien bisher keine anderen potenziellen Giftstoffe bei den untersuchten Patienten gefunden worden. CDC teilte mit, dass noch abschließende Ermittlungen angestellt werden müssten, bevor das Vitamin-E-Öl als definitiver Verursacher der Lungenerkrankungen bestätigt werden könne. Es sei nach wie vor möglich, dass mehr als ein Stoff die Krankheiten ausgelöst habe.

Die Chemikalie ist bei 29 erkrankten Patienten nachgewiesen worden, schreibt auch der Direktor des CDC auf Twitter.

Vitamin-E-Azetat findet sich in zahlreichen Lebensmitteln, Ergänzungspräparaten und Kosmetikprodukten wie Hautcreme. Bei Inhalation kann es die Lungenfunktion beeinträchtigen.

Trump will Mindestalter anheben

Die Mitteilung erfolgte einen Tag nach einer Ankündigung von US-Präsident Donald Trump bezüglich Plänen, das Mindestalter für den Kauf von E-Zigaretten von 18 auf etwa 21 Jahre anzuheben. "Wir müssen uns vor allem um unsere Kinder kümmern", sagte der US-Präsident. Trump betonte aber gleichzeitig, dass auf den Erhalt von Arbeitsplätzen in der wachsenden E-Zigaretten-Industrie geachtet werden müsse.

Die US-Regierung hatte im September ein Verbot von aromatisierten Flüssigkeiten für E-Zigaretten angekündigt. Wie es nun scheint, könnte die E-Zigaretten-Industrie diese Position durch intensive Lobbyarbeit beeinflusst haben. Derzeit werden Ausnahmen für Minz- und Mentholgeschmack diskutiert.

Fünf Millionen Schüler "dampfen"

In den USA werden E-Zigaretten gerade auch bei Jugendlichen immer beliebter. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Umfrage in dieser Woche ergab, dass mehr als fünf Millionen Schüler zwischen elf und 18 Jahren in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten konsumiert haben. In den USA gilt für alle Tabakprodukte ein Mindestalter von 18 Jahren. 18 Bundesstaaten sowie Washington D.C. haben das Mindestalter jedoch bereits auf 21 Jahre angehoben.

Elektrische Zigaretten, bei denen nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft wird, haben in den vergangenen Jahren weltweit enorm an Beliebtheit gewonnen. Die Zahl der Nutzer stieg nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von sieben Millionen im Jahr 2011 auf 41 Millionen im Jahr 2018. Der Griff zur E-Zigarette ist für viele Raucher attraktiv, weil sie glauben, mit dem Verdampfungs-Verfahren der Krebs-Gefährdung durch das traditionelle Rauchen zu entgehen. (APA, 10.11.2019)