Weil sich die 25-jährige neuseeländische Abgeordnete Chlöe Swarbrick während einer Parlamentsrede zum Thema Klimaschutz nicht ernst genommen fühlte, rief sie einen überheblichen Kollegen mit einer knappen Bemerkung zur Ordnung: "Okay, Boomer!" – was man frei mit "Ist schon gut, alter Knacker!" übersetzen könnte. Als "Babyboomer" (Jahrgänge bis Ende der 1960er) gehört man für jemanden aus der "Generation Z" (Jahrgänge ab Mitte der 1990er-Jahre) eindeutig zum ganz alten Eisen.

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Chlöe Swarbrick, 25, Politikerin und Internetstar aus Neuseeland.
Foto: Tobias Schreiner / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Und das war's auch schon: Swarbrick fuhr mit einem eindringlichen Appell an ihre durchwegs älteren Kollegen fort, zur Abwechslung nicht an die eigene Wiederwahl zu denken, sondern an die Zukunft des Planeten. In kürzester Zeit machte ein Video ihrer Rede im Internet die Runde. Es wurde viral – ebenso wie Karikaturen und Fotos (Memes), die mit dem Slogan "Okay, Boomer" deutlich machen sollten, dass die Jungen die Nase voll haben von den besserwisserischen, gönnerhaften Alten.

Swarbrick wurde auf diese Weise ungeplant zu einer Botschafterin ihrer Generation. Mit einer abschätzigen Bemerkung sorgte sie für viel mehr Aufsehen als mit eindringlichen Warnungen vor dem drohenden Klimakollaps.

Früher oder später wäre man auf Swarbrick wohl auf jeden Fall aufmerksam geworden: 1994 in Auckland geboren, besuchte sie schon im Alter von 17 Jahren die Uni und schloss ihre Studien gleich mit zwei Bachelor-Titeln in Jus und Philosophie ab.

Viele Jobs in kurzer Zeit

Schon während des Studiums gründete sie ein kleines, wenngleich kurzlebiges Modelabel und jobbte am Campus bei einem Magazin und einem Radiosender. Später war sie Mitgründerin unter anderem einer Künstleragentur und betrieb zeitweilig auch ein Café – alles kurzzeitige Projekte und Engagements.

Doch Swarbricks tatsächliches Interesse gilt ohnehin der Politik: 2016, im Alter von 22 Jahren, kandidierte sie als Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt. Sie landete chancenlos, aber mit viel Medienpräsenz, auf Platz drei. 2017 kandidierte sie erfolgreich für die Grünen bei der Parlamentswahl, seitdem spezialisiert sie sich im Parlament auf Behindertenrechte und Drogenpolitik.

Im Parlament fand Swarbricks Klimarede übrigens nur wenig Widerhall, doch die Botschaft ist auch so angekommen: Es ist an der Zeit, dass sich die junge Generation – Greta Thunberg lässt grüßen – um die wahren Probleme kümmert. Doch Worte allein werden nichts nützen. (Gianluca Wallisch, 10.11.2019)