Am Sonntag brach ein Feuer in der Wiener Nordbahnhalle aus. Am Abend konnte es gelöscht werden.

Foto: STADT WIEN/BERUFSFEUERWEHR WIEN

Der stundenlange Brand der Nordbahnhalle im zweiten Wiener Gemeindebezirk konnte am Sonntagabend gelöscht werden. Die Brandursache steht unterdessen noch nicht fest – und das nährt den Boden für Spekulationen. Denn in den letzten Wochen gab es öffentliche Diskussionen über die Zukunft des Gebäudes, das bereits im August hätte abgerissen werden sollen. Die Bürgerinitiative IG Nordbahnhalle konnte das damals verhindern und teilte nun am Montag mit: "Wir gehen von Brandstiftung aus."

"Uns fehlt jegliche Vorstellungskraft"

"Der Strom war gekappt, es wurden keine Chemikalien oder Ähnliches gelagert, es hat in den letzten Tagen geregnet ... Uns fehlt jegliche Vorstellungskraft, wie die Halle ohne Fremdeinwirkung abbrennen konnte", lautet die Begründung.

Seit Anfang Oktober habe die IG darauf gedrängt, dass die Halle nach dem Teilabriss gesichert und verbarrikadiert werde, um Vandalismus zu verhindern. Zuletzt hatte die ÖBB endlich die notwendige Sicherung vorgenommen. Es sei also nur schwer möglich gewesen, in die Halle zu gelangen.

Eventuelle Kinderzeugen

Auch Berichte des "Kurier" gehen in Richtung Brandstiftung: Laut Anrainern haben demnach zwei Kinder zur Zeit des Brandausbruchs eine jugendliche Person auf dem Dach des Gebäudes gesehen und das auch der Polizei gemeldet. Diese Infos seien aber noch nicht verifiziert. Das Landeskriminalamt ermittle mittlerweile – das sei aber ein üblicher Vorgang bei Bränden.

Feuerwehr: Bisher keine Hinweise auf Brandstiftung

Polizeisprecher Paul Eidenberger gibt jedoch bekannt: "Aufgrund der stark beeinträchtigten strukturellen Integrität des Gebäudes und der einhergehenden statischen Gefahrenmomente kann das Gebäude derzeit von den Ermittlern nicht betreten werden." Sobald die Sicherheit wiederhergestellt sei, würden die Untersuchungen im Inneren des Gebäudes beginnen. Die Ursachenerforschung werde "noch einige Zeit in Anspruch nehmen". Laut Feuerwehrsprecher Gerhard Schimpf gibt es vorerst keine Hinweise auf Brandstiftung.

Diskussion um Nutzung

Die Nordbahnhalle war bis vor wenigen Monaten Schauplatz verschiedener Events, wurde in letzter Zeit aber nicht mehr genutzt. Die Stadtentwickler hatten andere Ziele für die Gegend und planten für 2021 den Abriss des Veranstaltungsorts. Dessen Nutzung sei stets nur bis zum Jahr 2020 ausgelegt gewesen. Da half auch nichts, dass sich die Bürgerinitiative "SOS Nordbahnhalle" für den Erhalt eingesetzt und 5.000 Unterschriften gesammelt hatte. Denn laut ORF soll der Petitionsausschuss der Stadt bereits am Donnerstag, also vor dem Brand, das endgültige Aus der Halle besiegelt haben.

Das betreffende Objekt war einst ein Lager. Eigentümer des Areals ist die ÖBB. Vor rund zwei Jahren wurde der Komplex zum temporären Kulturzentrum umfunktioniert. Das Nordbahnhofgelände ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens, auf der Fläche entstehen Wohnungen und Parkanlagen. Auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie O soll über diese Fläche geführt werden.

Brand am Sonntag

Das Feuer war Sonntagmittag ausgebrochen. "Wir sind etwa um 13 Uhr durch Anrufe zahlreicher Bewohner umliegender Häuser alarmiert worden. Unsere ersten am Einsatzort eintreffenden Kräfte stellten fest, dass sich in der Nordbahnhalle bereits ein Vollbrand entwickelt hatte. Die Alarmstufe wurde von 2 auf 3 erhöht", sagte Gerald Schimpf, Sprecher der Berufsfeuerwehr. Über der Leopoldstadt war eine hohe Rauchsäule zu sehen.

"Betroffen war die alte, leerstehende Halle. Ein Übergreifen der Flammen auf einen alten Backsteinturm daneben konnte verhindert werden", sagte Schimpf. Das Feuer wurde binnen einer Stunde unter Kontrolle gebracht. Unter Atemschutz wurde das Gebäude nach Personen durchsucht. Es wurde niemand gefunden. (red, APA, 11.11.2019)