Hot-Chef Michael Krammer

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5G wird 2023 für den Mobilfunk-Diskonter Hot interessant. Erst dann wird es voraussichtlich Handys- und Router "zum Hot-Preis" geben, sagte Firmenchef Michael Krammer am Montag bei einem Pressegespräch. Derzeit kosten 5G-Router und -Handys noch einige hundert Euro. 2022 sollte es auch die für den neuen Mobilfunkstandard notwendigen Netze in Österreich geben. Derzeit gibt es sie nur an wenigen Orten.

Europa hinkt Asien hinterher

Europa hinkt beim Ausbau der Telekom-Infrastruktur gegenüber Asien stark hinterher, sagt der Technik-Chef des Schweizer Mobilfunkanbieters Sunrise, Elmar Grasser, der von Krammer zu dem gespräch eingeladen wurde. Die Schweiz sei eine Ausnahme und bei der neuen Mobilfunk-Generation 5G weltweit einer der Vorreiter.

"Wir haben das erste 5G-Netz in Europa aufgebaut und eines der ersten weltweit", berichtete Grasser am Montag vor Journalisten in Wien. Sunrise habe in der Schweiz 309 Ortschaften mit 5G abgedeckt mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde.

Insgesamt sei in Sachen 5G "in Europa noch nicht sehr viel los, UK fängt ein bisschen an", so Grasser, "und erstaunlicherweise scheint man auch in den arabischen Gebieten sehr engagiert zu sein." Auch in den USA gebe es noch kaum 5G, weil dort das wichtige 3,5-GHz-Band, das sonst weltweit verwendet werde, aus militärischen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werde. Anders sehe es in Asien aus, "die werden rasch mit 5G ausgestattet sein, dort wird das einfach gemacht".

"Ein Auto ist heute viel Fahrzeug und ein bisschen Software"

In Europa verlasse man sich noch sehr stark auf die klassischen Industrien, sagte Grasser, damit setze man sich aber langfristig einer großen Gefahr aus. "Ein Auto ist heute viel Fahrzeug und ein bisschen Software. Das wird sich in der Zukunft definitiv umdrehen: In Zukunft wird die Software im Zentrum stehen, die vier Räder und die Aufhängung werden eher als eine Commodity angesehen werden."

Angst vor Digitalisierung und 5G sei in Europa und auch in der Schweiz sehr verbreitet, man müsse aber die Chancen und Gefahren analysieren und nicht vor Angst stehenbleiben. Viele Menschen hätten Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und vor elektromagnetischen Wellen – so würden Geschichten darüber kursieren, dass in Holland wegen elektromagnetischer Wellen sogar Vögel tot vom Himmel gefallen seien. In Wahrheit würden Vögel sogar ihre Nester auf den 5G-Stationen bauen, was manchmal ein Problem sei.

Fehler

In Europa mache man außerdem immer wieder denselben Fehler, warnte Grasser: "Man hat in Europa diese verheerenden Frequenzauktionen gemacht, wo wahnsinnig viel Geld ausgegeben wird." 6,6 Mrd. Euro hätten etwa die Mobilfunker in Italien für viel weniger Frequenzen bezahlt als in der Schweiz. "Den Fehler hat man bei 3G schon gemacht, man hat ihn bei 4G wiederholt, und weil's so schön ist macht man ihn zum dritten Mal." Dieses Geld fehle dann für den Netzausbau. In China hingegen habe man sich darauf geeinigt, dass drei Betreiber für den Wettbewerb ausreichend seien, und diese Betreiber hätten die Frequenzen praktisch zum Nulltarif erhalten, allerdings mit einer Ausbauverpflichtung. "Das ist für eine Volkswirtschaft effizient."

Den chinesischen Telekom-Ausrüster Huawei vom Ausbau der 5G-Netze in Europa auszuschließen wäre nach Ansicht von Grasser "eine der dümmsten Sachen, die man machen kann", das würde Europa bei 5G noch weiter zurückwerfen. Staatliche Abhöraktionen seien bisher "nur von der anderen Seite nachgewiesen", verwies der Sunrise-Manager auf die Tatsache, dass der US-Geheimdienst NSA jahrelang u.a. das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abgehört hat.

Über eine Million Kunden

Für Hot läuft es gut. Seit dem Start im Jänner 2015 konnte der Mobilfunker über 920.000 Kunden in Österreich und über 80.000 Kunden in Slowenien gewinnen. Als neuer Bestseller hat sich hierzulande unlimitiertes Breitband-Internet gemausert, seit dem Verkaufsstart im Juni wurden bereits eine "fünfstellige Zahl" an Routern verkauft, so Krammer.

Registrierungspflicht für Wertkartenhandys

Auch die Registrierungspflicht für Wertkartenhandys, die viele für einen Anbietewechsel genutzt hätten, sei bemerkbar gewesen. Wenngleich die Abwicklung der Registrierung bisher 1,1 Millionen Euro gekostet habe. "Wir haben bereits mehr als 93 Prozent der Kunden registriert", so Krammer. Und er betont, dass die Mobilfunker kein Geld vom Staat für die Registrierung bekommen würden. Die entsprechende Verordnung lässt noch auf sich warten. (sum, APA 11.11. 2019)