Bishop Briggs
Federale
Lee Hazlewood

Bishop Briggs – Champion

Ein Talent zur Selbstzerfleischung hat Bishop Briggs bereits auf ihrem Debüt "Church of Scars" bewiesen. Das war im Vorjahr. Nachdem Herzeleid immer Saison hat und Herzen tendenziell unzuverlässig sind, legt sie mit "Champion" nun ein Break-up-Album nach. Sarah Grace McLaughlin ist ein in England geborenes Schottenkind, deren Eltern aus Bishopbriggs kommen – hence the name. Auf "Champion" baut sie sich mit ihrer Mischung aus Alternativ-Pop und Elektronik wieder im Angst- und Verzweiflungseck ein. Sie neigt leider zu etwas klischeehaft wirkenden, pathetischen Ausbrüchen, die vermeintlich weniger aufregenden Songs sind hier die besseren.

BishopBriggsVEVO

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Federale – No Justice

Schon der Titel des Albums der aus Portland in Oregon stammenden Formation deutet in den Wilden Westen. Der Bandname legt die nächste Spur. Er ist bei "Il Federale" entliehen, dem ersten Film, zu dem Ennio Morricone den Soundtrack beisteuerte. 1961 war das. Damit ist das Universum hier abgesteckt. Federale spielen von Morricone breitseitig infizierte Songs, in denen der Tod in tragenden Rollen mitspielt. Musik für Großaufnahmen der Augen von Eli Wallach oder Clint Eastwood. Die Trompete ruft zum Unvermeidlichen, die Grube dafür ist schon ausgehoben. Mehr als nur einschlägig.

Jealous Butcher Records

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Lee Hazlewood – 400 Miles from l.A.

Das Label Light in the Attic legt mit "400 Miles from L.A." eine Sammlung bislang unveröffentlichter Demos von Lee Hazlewood vor, aus denen dessen Debüt "Trouble Is a Lonesome Town" entstanden ist. Die Aufnahmen datieren in die 1950er zurück. Aberwitziges Songwriting, seiner Zeit ewig voraus, und spannend, wie sich einzelne Song-Layouts bis zur Veröffentlichung verändert haben. Später produzierte dieses schräge Genie Welthits, die hier präsentierten Titel waren aber zu verwegen für den Mainstream. Gott sei Dank war Nancy Sinatra seiner bedürftig, wir könnten das sonst nicht hören.

Light In The Attic Records

(Karl Fluch, 12.11.2019)