Der Keyboarder und Bandleader Herbie Hancock.

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Etwas Geduld, bitte, die neue CD ist im Werden. Schon seit geraumer Zeit ist Herbie Hancock dabei, sich mit einer neuen Generation von Kollegen zu fusionieren. Da kann man schon ein bisschen Zeit verbrauchen. Versprochen werden nicht nur Begegnungen mit alten Freuden wie Saxofonist Wayne Shorter. Mit dabei sollen auch Kendrick Lamar, Kamasi Washington und Rapper Snoop Dogg sein. Bis es so weit ist, bietet etwa Hancocks morgiger Auftritt in der Stadthalle Zeitvertreib. Livegigs sind auch gute Gelegenheiten, sich einen Überblick über das Schaffen des US-Amerikaners zu verschaffen.

Hancock präsentiert bei Konzerten zwar kein stures Hit-Programm. Er ist ein Keyboarder und Bandleader, der die Dinge gerne offenlässt und dem Einzelnen in der Band viel Freiraum gewährt. Inmitten des rhythmisch oft ex trem komplexen Geschehens tauchen dann allerdings gerne Spuren alter Hadern auf: Stücke wie Chameleon erinnern an die jazzfunkige Zeit mit den Head Hunters. Ein Song wie Rockit gemahnt wiederum an jene Phase, da Hancock elektronische Simplizität in die Hitparaden brachte. Und wenn dann etwa der Klassiker Maiden Voyage angespielt wird, erfährt der Jazzneuling auch etwas über jene Verdienste, die sich Hancock (geboren 1940 in Chicago) bezüglich des modalen Jazz erworben hat, den er auch im zweiten großen Quintett von Miles Davis (in den 1960ern) praktizierte.

Anhand von Cantaloupe Island erfährt der Interessierte schließlich auch etwas über die souljazzigen Kompetenzen Hancocks, wobei ihm dieses Stück bekannt vor kommen könnte: Es wurde einst von der britische Band Us3 hiphoppig gecovert, was dem Label Blue Note wieder zu guten Einnahmen verhalf. Kurzum: Ein Hancock-Konzert ist auch eine Reise durch die Jazzgeschichte und jene Versuche, als Jazzer an das Funk- und Popgenre (auch finanziell) anzudocken. Kaum jemand hat dies so intelligent getan wie Hancock. (Ljubisa Tosic,11.11.,2019)