Das Warten auf "Star Wars: The Mandalorian" hat am Dienstag zumindest in den USA ein Ende. Mit Disney+ wechselt das Streamingzeitalter damit in eine neue Dimension.

Als Bob Iger Anfang Oktober die erste Folge von Star Wars: The Mandalorian sah, war er baff: "Es gibt nichts Vergleichbares on air." Iger muss das sagen, er ist Chef von Disney und damit auch von Disney+, wo die Serie seit diesem Dienstag abrufbar ist. Mit der neuen Streamingplattform öffnet Iger nicht nur ein weiteres Kapitel der begehrten Star Wars-Saga, sondern auch der nächste Video-on-Demand-Service seine Pforten.

Disney fährt zum Start schweres Geschütz auf: "Star Wars: The Mandalorian" ist in den USA, den Niederlanden und in Kanada ab Dienstag abrufbar.
Foto: Disney

Um knapp sieben Dollar pro Monat erhalten Kunden Zugang zu einer Bibliothek, die ihresgleichen sucht: Enthalten sind rund 500 Disney-Titel von Schneewittchen und die sieben Zwerge und Dschungelbuch bis zu Avengers, Black Panther und als Erste Star Wars: The Rise of Skywalker, dazu TV-Ware mit mehr als 7.500 Folgen, etwa sämtliche 30 Staffeln der Simpsons. Die Plattform startet zunächst in den USA, Kanada und den Niederlanden, am 19. November in Australien und Neuseeland. In Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien greifen Kunden ab 31. März zu. Weitere sollen folgen, ein Österreich-Termin wurde noch nicht kommuniziert.

Nicht einmal zwei Wochen nach dem Start von Apple+ drängt damit der nächste Mediengigant ins Streaminggeschäft. Und wenn Netflix für die Revolution des Fernsehens steht, dürfte mit Disney+erst recht kein Stein auf dem anderen bleiben.

Wettrennen um Lizenzen

Das hat vor allem mit den Lizenzen zu tun, um die ein inzwischen aberwitziger Preiskampf im Gange ist. So gingen vor kurzem die Screeningrechte für The Big Bang Theory um sagenhafte 1.000 Millionen Dollar an Warners HBO Max. Um weitere 425 Millionen sicherte sich die Plattform für ihren Start im Frühjahr die Serie Friends. 500 Millionen blätterte Peacock von NBC für The Office US hin, ebenso viel zahlte Netflix für alle Folgen von Seinfeld – für fünf Jahre.

Disney kann sich da beruhigt zurücklehnen und auf seine reichen Bestände zurückgreifen. Markenstärke, mit der Netflix, Apple TV+ und Co Image und Unverwechselbarkeit anstreben, ist für den Mediengiganten kein Thema. Die besten hat man selbst: Von Pixar über Marvel bis hin zu Star Wars und National Geographic ist alles aus eigenem Hause. Serien kann man von eigenen Networks abziehen.

In einem dreistündigen Trailer stellte Disney seine Film- und Serienbibliothek vor.
Disney

Das führt dazu, dass Rechte geizig gehütetes Gut geworden sind, was besonders für Netflix zum Problem werden könnte, dem Inhalte abhandenkommen, sofern es sie nicht selbst produziert. Schon jetzt sitzt die Plattform auf einem Schuldenberg von rund zwölf Milliarden Dollar. Ungefähr so viel investiert Netflix pro Jahr in eigene Inhalte.

Im Vergleich dazu bescheiden nehmen sich Disneys Pläne mit einer Milliarde Dollar für 2019 aus. Aber das ist erst der Anfang. 35 durchwegs familientaugliche Originalprogramme sind für das erste Jahr angekündigt, ab Dienstag stehen diese bereit:

Star Wars: The Mandalorian erzählt die Geschichte eines Kopfgeldjägers und Mandalorianers. Die zehn Episoden der ersten Staffel sollen 100 Millionen Dollar gekostet haben. Ein Ableger von Star Wars: Rogue One rund um Captain Cassian Andor, Neues von Star Wars: The Clone Wars und eine Obi-Wan-Kenobi-Serie sind im Werden.

Star Wars

High School Musical: The Musical erzählt von einer Gruppe quirliger Schüler, die ein Musical aufführen wollen. Mit Encore! hostet Kristen Bell dazu passend ein Musical-Casting.

Disney

Lady and the Tramp bietet süßen, sprechenden Hündchen mit Tessa Thompson und Justin Theraux eine filmische Bühne.

Walt Disney Studios

Forky Asks a Question stammt aus dem Pixar-Universum. Die lustige Gabel aus Toy Story 4 stellt Fragen zur Welt: Was ist Liebe? Was ist Zeit? Und: Was ist Käse?!

Pixar

Nicht fehlen darf Marvel. Das Hero Project feiert kleine Superhelden, die ihr Leben nach Schicksalsschlägen meistern.

Marvel Entertainment

Spark Shorts stellt Kurzfilme aus den Pixar-Studios vor. The Imagineering Story erzählt die Geschichte von Walt Disneys Filmwerkstatt. In The World According to Jeff Goldblum stellt der Hollywood-Schauspieler neue Dimensionen von Alltagsobjekten vor.

National Geographic

Die Komödie Noelle steigert die Vorfreude auf Weihnachten.

Walt Disney Studios

Weiters angekündigt sind unter anderem Projekte aus der Marvel-Schmiede, zum Beispiel The Falcon and the Winter Soldier, What If…?, Ms. Marvel, She-Hulk, Moon Knight. Außerdem eine Hawkeye-Miniserie, eine Live-Action-Serie aus Jim Hensons Puppenschmiede. Diary of a Female President begleitet ab Jänner eine zwölfjährige Einwanderin aus Kuba, die in späteren Jahren Präsidentin der USA wird. 2018 outete sich der Titeldarsteller in Love, Simon, auf Disney+ wird daraus 2020 eine Serie. Die putzigen Streifenhörnchen Chip und Chap bekommen eine Fortsetzung, und mit Be Our Chef ist auch eine Kochkonkurrenz geplant.

Die Qual der Wahl bleibt den Konsumenten, die immer tiefer in die Taschen greifen müssen, wenn sie ihre Lieblingsprogramme schauen möchten. Möge die Macht mit ihnen sein. (Doris Priesching, 12.11.2019)

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