Dichter Rauch stieg am Sonntag aus der Wiener Nordbahnhalle auf.

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Wien – Die Wiener Nordbahnhalle ist nun endgültig Geschichte: Am Sonntag brannte die Halle am Wiener Nordbahnhof zum Teil ab. Hundert Einsatzkräfte waren vor Ort, verletzt wurde niemand, da das Gebäude vor der Wintersaison leer stand. Jetzt ist die Halle wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Die Ursache des Brands ist noch nicht geklärt, die Spekulationen rund um das Feuer reißen hingegen nicht ab: Am Montag ging die Initiative für den Erhalt der Halle von Brandstiftung aus. "Uns fehlt jegliche Vorstellungskraft, wie die Halle ohne Fremdeinwirkung abbrennen konnte", hieß es in einer Mitteilung der IG Nordbahnhalle. Die einstige Lagerhalle der ÖBB wäre gesichert und verbarrikadiert gewesen, der Strom gekappt und außerdem seien dort keine entzündbaren Materialien gelagert worden, so die Initiative. An Spekulationen, wer den Brand gelegt haben könnte, wolle man sich nicht beteiligen.

Dennoch kursierten Mutmaßungen: Anrainer berichteten von Jugendlichen, die angeblich auf dem Dach der Halle gesichtet worden sein sollen. Auch will jemand eine Person gesehen haben, die von der Halle weggelaufen sein soll. Zu verifizieren war dies bisher allerdings nicht. Die Polizei will Gerüchte zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren und verweist auf die laufenden Ermittlungen.

Harte Fakten

Unbestritten setzte der Brand Fakten in einem Konflikt zwischen der Stadtregierung und den Gegnern des Abrisses. Noch im August konnte ein Totalabriss verhindert werden, die Zwischennutzung wurde vorerst verlängert. Jedoch sprach sich vergangene Woche der Petitionsausschuss im Wiener Gemeinderat gegen eine langfristige kulturelle Nutzung der Halle aus. Trotz der 4.500 Unterschriften soll die Halle wie im Bebauungsplan vorgesehen zur Grünflache werden.

Die IG Nordbahnhalle fordert unterdessen einen adäquaten Ersatz für die 1.300 Quadratmeter große Halle. Räume für Nachbarschaft, Kultur und Soziales seien dringend notwendig, so die Initiative. Das Büro der Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) verweist vorerst auf den denkmalgeschützten Wasserturm neben der Halle, der von den Flammen verschont blieb. Was dort möglich sein wird, müsse erst ausgelotet werden, heißt es. (lalo, 11.11.2019)