Seien Sie zuvorkommend zu Reinigungskräften. Und bezahlen Sie Ihre Putzfrau anständig.

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Wenn man als Frau publiziert oder sich in der Öffentlichkeit zu kontroversen Themen äußert, sind Anfeindungen, Beleidigungen und auch Drohungen an der Tagesordnung. Die meisten dieser Nachrichten registriere ich inzwischen mit einem Schulterzucken, aber eine Beleidigung ist mir doch in Erinnerung geblieben. Sie kam per E-Mail und war an meine ehemalige Chefin gerichtet: Sie möge mich doch lieber im Putztrupp beschäftigen statt in der Redaktion, denn "solche wie ich gehören eher dorthin". So in etwa lautete die Empfehlung des Herrn, der übrigens mit seinem vollen und richtigen Namen unterschrieben hatte.

Diese Nachricht ist in einer ganzen Reihe böser, sexistischer und fremdenfeindlicher Botschaften, die mich bisweilen erreichen, weder herausragend originell noch besonders aggressiv. Aber sie ist mir wegen ihrer entlarvenden Ehrlichkeit und Vielschichtigkeit in Erinnerung geblieben. Das Putzen ist eine Frauen- und Migrantinnenarbeit in Österreich, das ist soziale Realität. Doch wie schlecht das Image dieser wichtigen Arbeit ist, zeigt der Umstand, dass der Verweis darauf als Beleidigung eingesetzt wird.

"Da würd ich ja sogar lieber putzen!" ist ein beliebter Ausspruch, der darauf hinweist, dass das Putzen unmittelbar neben der jeweils schlimmsten Handlungsalternative liegt. Es ist eine schlechtbezahlte, prekäre Arbeit, die bis auf wenige Ausnahmen keine Aufstiegsmöglichkeiten bietet und körperlich sehr fordernd ist.

Als Anfang der 1990er viele Gastarbeiterinnen ihre Arbeit in den Fabriken verloren – meine Mutter war eine davon –, nahmen viele von ihnen Putzjobs in Büros und Spitälern an. Das Selbstbild und der Stolz der Fabrikarbeiterinnen von einst wurden durch oft sehr unfreundliche und demütigende Behandlung an den neuen Arbeitsstellen nachhaltig beschädigt. Geschichten von besonders freundlichen Begegnungen und zuvorkommenden Patienten oder Vorgesetzten erzählten diese Frauen oft und gerne – weil sie eine Ausnahme in ihrem Arbeitsalltag darstellten.

Der Herr mit der E-Mail konnte mich mit seiner Nachricht nicht beleidigen. Das Putzen ist eine anständige Arbeit, die viele Frauen, die ich schätze, gemacht haben oder noch immer machen. Vor vielen Jahren habe ich für kurze Zeit selbst Stiegenhäuser geputzt. Ich war allerdings nicht besonders gut darin, in einer Redaktion bin ich besser aufgehoben. (Olivera Stajić, 12.11.2019)