Bewohner von Le Teil mussten in Notquartieren übernachten.

Foto: APA/AFP/Pachoud

Das Erdbeben richtete Schäden an Gebäuden, hier einer Kirche, an.

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Montpellier – Bei einem außergewöhnlich schweren Erdbeben im Südosten Frankreichs sind am Montag vier Menschen verletzt worden. Das Beben der Stärke 5,4 war vor allem in der Umgebung von Montélimar zu spüren, aber auch in den Großstädten Montpellier und Lyon. Nach Angaben des französischen Zivilschutzes wurden rund 50 Häuser beschädigt, im Département Ardèche stürzte ein leerstehendes Gebäude ein.

In der Stadt Montélimar, die in der Nähe des Zentrums des Erdbebens liegt, verletzte sich ein Mensch beim Einsturz eines Gerüstes so schwer, dass er ins Krankenhaus musste, wie die Präfektur des Départements Drôme mitteilte. Das benachbarte Département Ardèche meldete drei Leichtverletzte infolge von Panikattacken.

"Wie eine große Explosion"

"Es hat fünf Sekunden gedauert, alles um mich herum hat gewackelt", berichtete Kevin Cuer aus Montélimar. "Die Möbel, die Wände, wie wenn ein Flugzeug aus 800 Metern abstürzt oder wie eine große Explosion." Didier Lévy, der in einem Schloss aus dem 15. Jahrhundert wohnt, sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei ihm zu Hause hätten noch Minuten nach dem Beben die "Kronleuchter gewackelt".

Der Energiekonzern EDF teilte am Abend mit, dass drei Reaktoren des Atomkraftwerks Cruas-Meysse rund zehn Kilometer nördlich von Montélimar vorrübergehend für Kontrollen heruntergefahren werden. Es habe keine Beschädigungen gegeben, doch seien Vibrationen gemessen worden. Wie lange die Kontrollen dauern werden, blieb offen. Die anderen Atomkraftwerke der Region würden weiterlaufen.

Turnhallen als Notquartiere

Die Bewohner der Stadt Le Teil bei Montélimar wurden aufgefordert, wegen möglicher Nachbeben zunächst nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Für die Betroffenen wurden drei Turnhallen geöffnet. Das Stadtzentrum wurde vorübergehend gesperrt, rund hundert Feuerwehrleute waren im Einsatz.

Auch bei der Feuerwehr im Département Vaucluse gingen nach dem Erdbeben etwa 50 Anrufe besorgter Bürger ein, wie ein Sprecher sagte. Verletzte oder größere Schäden gab es dort laut einer ersten Bilanz aber nicht.

Es handelte sich nach Angaben des französische seismologischen Instituts (BCSF) um das schwerste Beben in Frankreich seit 2003. Die Erschütterungen waren in einem großen Gebiet im Südosten des Landes zu spüren. (APA, 12.11.2019)