Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien – Gut möglich, dass manche Konsumenten in den kommenden Tagen ihren Einkauf nicht in der gewohnten Form erledigen können. Ab Donnerstag könnte es nämlich österreichweit bei größeren Handelsketten zu mehr oder weniger spürbaren Störungen kommen, weil etwa das Personal die Kunden nicht im gewohnten Umfang serviciert.

Hintergrund sind die von Misstönen begleiteten Kollektivvertragsverhandlungen für die knapp 500.000 Handelsangestellten. Vor der dritten Verhandlungsrunde schaltet die Gewerkschaft einen Gang höher.

Betriebsversammlungen angekündigt

Sollten heute, Dienstag, keine konstruktiven Verhandlungen auf Augenhöhe möglich sein, werde es zu Betriebsversammlungen kommen – während der Arbeitszeit, kündigte die Gewerkschaft an. Die entsprechenden Beschlüsse wurden bereits vergangene Woche in St. Pölten gefasst.

Die KV-Verhandler Sonja Marchhart und Peter Buchmüller sowie die Arbeitnehmer-Verhandler Anita Palkovich und Martin Müllauer (von links nach rechts).
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Betriebsrätekonferenzen fanden in ganz Österreich statt, an denen sich laut GPA-djp 400 Betriebsräte aus dem Handel beteiligt hatten. Beklagt wird vor allem schlechter Stil: "Die Verärgerung über Stil, Wortwahl und die respektlose Verhandlungsführung der Arbeitgeber ist groß", richtet Anita Palkovich, KV-Verhandlerin auf Arbeitnehmerseite der Gegenseite aus.

Arbeitnehmer mit satter Forderung

In Zahlen gegossen sehen die Forderungen der Gewerkschaft so aus: Ein Gehaltsplus von durchschnittlich 4,4 Prozent, drei Freizeittage und 130 Euro extra für Lehrlinge, damit diese die Kosten für die Berufsschule stemmen. Derzeit liegt das kollektivvertragliche Mindestgehalt für Vollzeitangestellte im alten Handels-KV bei 1.634 Euro brutto, im neuen KV bei 1.677 brutto.

Die Arbeitgeber bieten eine Gehaltserhöhung von 1,9 Prozent für alle Handelsangestellten sowie eine Steigerung der Lehrlingsentschädigungen von 4,54 bis 9,75 Prozent. Arbeitgeber-Chefverhandler und Adeg-Kaufmann Peter Buchmüller bleibt dabei, dass er das für vollkommen unrealistisch hält. Mehr sei nicht drin, denn von den rund knapp 80.000 Betrieben würden gut 40 Prozent mit Umsatzeinbußen kämpfen, zitiert Buchmüller Zahlen der KMU-Forschung Austria.

Metaller als Vorbild?

Daran ändert auch der Abschluss der Metallindustrie mit einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,6 bis 2,8 Prozent nichts. Die Arbeitgeberseite hatte 1,8 Prozent geboten, was in etwa der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate entspricht. Traditionell schließt der Handel unter dem der Industrie ab.

Über die von Arbeitgeberseite gebotenen 1,9 Prozent will die Gewerkschaft jedenfalls nicht diskutieren. Über 200 Versammlungen seien vereinbart worden, unter anderem bei Lidl, Billa, Interspar, DM, Primark, Morawa, Transgourmet, Sports Direct und Mercedes-Benz. Buchmüller sagt, dass es in der Branche ohnehin üblich sei, gute Leute über KV zu bezahlen. Mit einem Abschluss rechnet heute Dienstag niemand. Buchmüller hofft aber doch, "dass wir ein gutes Stück weiterkommen". (rebu, 12.11.2019)