Wie der "Hollywood Reporter" berichtet, wurde der von Österreich für den Auslandsoscar eingereichte Film "Joy" von Sudabeh Mortezai über nigerianische Sexarbeiterinnen in Wien vom Bewerb ausgeschlossen. Er enthalte nämlich zu viele englischsprachige Passagen. Laut einer Untersuchung der Academy, aus der der "Hollywood Reporter" zitiert, seien zwei Drittel des Films auf Englisch.

Um für den Auslandsoscar eingereicht werden zu können, muss ein außerhalb der USA gedrehter Film überwiegend in nichtenglischer Sprache gedreht worden sein. Das österreichische Auswahlkomitee wurde laut dem "Hollywood Reporter" am Montag darüber informiert.

Werner Müller vom Fachverband Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich erklärte gegenüber dem STANDARD, man habe die Entscheidung beeinsprucht, es gebe aber kein Nachnominierungsangebot für einen Ersatzfilm. Dafür sei es zu spät.

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2008 hat Stefan Ruzowitzky mit "Die Fälscher" und 2012 Michael Haneke mit "Amour" den Auslandsoscar für Österreich gewonnen.

In den letzten Jahren hatte auch Deutschland seine liebe Not mit dem Auslandsoscar, als Sebastian Schippers in einem Take gedrehter Film "Victoria" wegen zu vieler englischsprachiger Passagen disqualifiziert wurde.

Auch Nigeria disqualifiziert

Auch der nigerianische Starter "Lionheart" wurde in den letzten Tagen disqualifiziert, weil englischsprachige Passagen einen zu hohen Anteil ausmachen – allerdings ist Englisch in Nigeria, das einst britische Kolonie war, Amtssprache. Laut "Indiewire" setzen sich die englischsprachigen Passagen des Films zudem teils aus Variationen zusammen, die nur in Nigeria gesprochen werden und Hollywood-Englisch fern liegen. Die Academy erntet dafür nun von vielen Seiten den Vorwurf der Ignoranz.

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"Lionheart" von Genevieve Nnaji handelt von einer Frau, die in einem männerdominierten Business in einer sexistischen Gesellschaft ein Unternehmen übernimmt. Nnaji ist eine der bestbezahlten Schauspielerinnen Nigerias und führte bei "Lionheart" zudem erstmals Regie. Der Film wurde vom Streamingdienst Netflix gekauft und gezeigt.

Ava DuVernay, Regisseurin von Serien wie "When They See Us" (Netflix) auch zum Thema Rassismus fragt sich, ob die Academy Nigeria also für immer aus dem Bewerb aussperren will. Es war die erste Teilnahme Nigerias am rennen um den Auslandsoscar. (red, 12.11.2019)