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Laut Medienberichten könnte ein Jobabbau bei Magna in Graz anstehen.

Foto: AP/Markus Leodolter

Graz – Gerüchte kursieren schon seit Monaten über ein bevorstehendes, für die Belegschaft schmerzhaftes Sparprogramm. Es war ja nur eine Frage der Zeit, ehe die anlaufende Krise der Autoindustrie auch den Zulieferer und Autobauer Magna in Graz treffen wird.

Der Konzern will entsprechende mediale Berichte, wie jene des Kurier vom Dienstag, wonach die Kündigung von 1800 Leiharbeiter bevorstehe, zwar nicht kommentieren, die Hinweise werden aber dichter, dass es tatsächlich zu größeren Einschnitten kommen könnte. "Die machen total zu, aber es ist was dran", sagt ein Magna-Insider dem STANDARD.

Auffallend ist auch die Zurückhaltung des AMS Steiermark. Hier wollte man zur Causa Magna definitiv "nichts sagen". Die Sache sei "sehr heikel", man wolle auch nicht kommentieren, ob von Magna bereits Kündigungen angemeldet worden seien. Die vor Wochen kolportierten Spekulationen über Gehaltskürzungen bei Magna sind, laut Insiderinfos, aber vom Tisch. Es sei lediglich zu Gehaltskürzungen gekommen als Folge einer Korrektur von "irrtümlich" zu hohen Einstufungen, heißt es.

Magna dementiert

Nach der nun anlaufenden öffentlichen Debatte um eine mögliche Kündigungswelle sah sich ein Magna-Sprecher am Dienstag gezwungen, gegenüber der APA, wie er sagte, "klarzustellen": "Die Gerüchte entbehren zum jetzigen Zeitpunkt jeglicher Grundlage." Die Mitarbeiter seien noch am Dienstag informiert worden, "dass nichts an der Sache dran ist".

Der Sprecher versicherte zudem, dass es mit der steirischen Landespolitik kein Stillhalteabkommen wegen der bevorstehenden Landtagswahl gebe. Magna arbeite jedenfalls daran, neue Aufträge hereinzubekommen. Die in Graz gebaute G-Klasse laufe beispielsweise sehr gut, unterstrich der Sprecher. Kryptischer Nachsatz: Aber natürlich könne man nicht sagen, "was beispielsweise in sechs Wochen ist".

Und genau an diesem Zeitpunkt entzünden sich eben die – noch dementierten – Gerüchte, Magna wolle mit der Verkündigung der Kündigungen bis auf die Zeit nach der steirischen Landtagswahl am 24. November zuwarten, um nicht ins Fahrwasser des Wahlkampfes zu geraten. Dabei ist der Konzern schon mittendrin.

Wahlkampfthema

"Kein Wunder, dass es die ÖVP mit der Neuwahl so eilig gehabt hat", merkte etwa KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler in einer Aussendung an. "Denn das Land hat Magna regelmäßig mit Millionenförderungen bedacht. Deshalb wird es auch nicht reichen, wieder nach dem Bund und dem Land zu rufen, um Stiftungen und Sozialpläne zu bezahlen. Der Konzern muss auch selbst Verantwortung für die Beschäftigten übernehmen" , schrieb Klimt-Weithaler. Es sei "hoch an der Zeit, Alternativen zu suchen, um die Abhängigkeit von einer krisengeschüttelten Automobilbranche zu verringern".

Bei Magna in Graz werken rund 9000 Mitarbeiter, Leiharbeiter inklusive. Noch Ende 2017 suchte Magna wegen der guten Auftragslage 3000 neue Mitarbeiter, für die eigene Schulungsprogramme mit dem AMS erarbeitet wurden. Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus ergänzte in diesem Zusammenhang: "Wir haben Magna Steyr und seine Mitarbeiter mit der Automotive-Stiftung unterstützt, als es zu wenig qualifiziertes Personal gab. Das Hilfsangebot gilt auch nun." Es gehe nun darum, "schnell und unbürokratisch zu reagieren, sollten sich die Spekulationen bewahrheiten".

Breitere Kündigungswelle

Wie hart es auch kommt, die Hiobsbotschaften häufen sich. Secop Austria wird den Standort im steirischen Fürstenfeld kräftig schrumpfen und die Kompressorenherstellung in die Slowakei und nach China verlagern. Rund 250 Mitarbeiter verlieren den Job. Wenig erfreulich war auch die Nachricht, die 300 Mitarbeiter des Lebensmitteldiskonters Hofer in Loosdorf ereilte. Das Zentrallager wird mit März 2020 zugesperrt.

Auch die Österreich-Tochter des US-Lebensmittelriesen Mars reagiert auf veränderte Bedingungen am Markt. Die Schokoladenfabrik in Breitenbrunn soll geschlossen werden. 110 Mitarbeiter müssen sich wohl um einen neuen Job umschauen. Bei der heimischen AUA sind es einige mehr. Bis 2021 soll jede zehnte Stelle gestrichen werden. (Walter Müller aus Graz, 12.11.2019)