Bisherige AR-Brillen sind noch relativ unausgereift und schwer – bleibt abzuwarten, wie sich Apple hier schlägt.

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Zumindest im mobilen Bereich scheint der Hype um Virtual Reality vorerst wieder abgeflaut zu sein. Das ändert aber nichts daran, dass die großen Hersteller weiter signifikant in eine Schwestertechnologie investieren: Augmented Reality (AR) – also die Anreicherung von Realbildern mit zusätzlichen Informationen. Sowohl Apple als auch Google nutzen dabei derzeit ihre Smartphone-Betriebssysteme, um in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln. Dass dies nur ein Zwischenschritt in Richtung neuer Technologien ist, zeigt nun ein aktueller Bericht.

Headset

Im Jahr 2022 soll das erste Augmented-Reality-Headset von Apple erscheinen. Diesen Zeitpunkt hat das Unternehmen bei einer internen Präsentation vor einer größeren Menge an Angestellten genannt, berichtet "The Information". Das unter dem Codenamen N301 entwickelte Gerät soll derzeit wie eine schlankere Version von Facebooks VR-Brille Oculus Quest aussehen und sowohl AR als auch VR (Virtual Reality) ermöglichen. Es soll mit einem hochauflösenden Display ausgestattet sein, über das virtuelle mit realen Objekten kombiniert werden. Laut einem weiteren Bericht von Bloomberg soll sich dieses Gerät vor allem auf den Gaming-Bereich konzentrieren, aber auch das Betrachten von Videos oder Videokonferenz sieht das Unternehmen als zentrale Anwendungsgebiete.

AR-Brille

Das für viele aber wohl noch interessantere Produkt soll dann ein Jahr später folgen: 2023 soll es nämlich schlanke AR-Brillen von Apple geben, also eine Art indirekten Nachfolger für die Datenbrille Google Glass. Aktuelle Prototypen sollen wie Sonnenbrillen mit einem dickeren Rahmen wirken, in dem Akkus und Chips untergebracht sind. Freilich soll die neue Apple-Brille erheblich leistungsfähiger sein. Dabei soll Apple auch mit einer Technologie experimentieren, die die Brillengläser verdunkelt, wenn der Nutzer gerade beschäftigt ist.

Für beide Geräte soll ein eigenes 3D-Sensor-System zum Einsatz kommen, das eine Weiterentwicklung von Apples Face ID darstellt. Eine erste Version davon soll vorab in ein iPad integriert werden, das bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Damit will Apple wohl nicht zuletzt Erfahrungen sammeln, um die Technologie weiter zu verfeinern.

So groß wie das iPhone

Apple sieht in AR und VR jedenfalls die Zukunft der Tech-Branche. So sollen mehrere hochrangige Mitarbeiter bei der Präsentation betont haben, dass die neuen Geräte das iPhone innerhalb eines Jahrzehnts ablösen könnten. Schon früher hatte Apple-Boss Tim Cook klargemacht, wie ernst man die AR/VR-Entwicklung nimmt. Wie auch das Smartphone würden sich AR/VR-Produkte nicht an einen einzelnen Markt oder eine gewisse demografische Gruppe richten, sondern an alle – und damit hätten sie ein riesiges Potenzial.

Mit den aktuellen Plänen liegt Apple allerdings deutlich hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Zuletzt war noch von einer Veröffentlichung eines ersten AR/VR-Produkts im Jahr 2020 die Rede. Das stimmt auch mit den Informationen von Bloomberg überein, wo man betont, dass sich Apple erst vor kurzem dazu entschlossen habe, die neuen Geräte zu verschieben, um mehr Zeit für die Entwicklung zu haben. (red, 12.11.2019)