Die Dendrochronologie ist eine spannende Wissenschaft. Immer mehr verstehen die Spezialisten aus den Jahresringen der Bäume herauszulesen – von der Datierung für Archäologen bis hin zur Interpretation für Klimaforscher, die dabei auch der humaninduzierte Beitrag eminent interessiert. In Tucson, Arizona, befindet sich die größte dendrochronologische Sammlung der Welt, mehr als 750.000 Proben sind hier gelagert.

Die Ausstattungslinie N-Line soll diversen Hyundais, so auch dem Tucson, eine dynamische Note geben.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Nähme man nun eine heutige alte Weihnachtstanne her, wäre vor etwa 50 Ringen, weit draußen also, die Position markiert, an der Hyundai die ersten Autos baute, der erste Tucson tauchte gar erst vor 15 auf. Viel Holz ist da vor der imaginären Hütte im Wald, zu der man mit dem Wagen fahren könnte, noch nicht dazugekommen.

Promenadenmischung

Das besagt indes wenig über die Qualitäten des Tucsons, der ein ziemlich erfolgreicher, gerade gewachsener Repräsentant der boomenden Gattung der SUVs ist. Der SUV wiederum ist eine Art Promenadenmischung, ursprünglich kommt er vom Geländewagen, heute sind das meist mehr oder weniger hochgestellte Kombis mit Pkw-Fahrkomfort und jenem praktischen Talent, das bisher die Vans ausgezeichnet hat.

Der Innenraum des Tucson.
Foto: Andreas Stockinger

Kraut und Rüben, könnte man zusammenfassen, und mit diesem Koreaner könnte man dank Allrad neben dem obligatorischen Haupteinsatzgebiet – asphaltiertes Straßennetz – auch noch ein wenig abseits gebahnter Wege herumtollen. Mehr als ein fähiger Schotter-, Wald-und-Wiesen-Typ ist er dann aber auch wieder nicht, den Geländewagen hat der SUV ja wie gesagt weitgehend aus seiner Genstruktur herausgemendelt.

Performance

Bleiben wir also beim Straßeneinsatz. Hyundai hat sich erst kürzlich, vor zwei Jahresringen, eine Performanceabteilung zugelegt, die die Kennung N trägt und richtig g'schmackiges Sportgerät auf Großserienbasis fabriziert. Analog zu deutschen Vorbildern (BMW M, Mercedes AMG, Audi S/RS) wurde davon die auf sportlich machende Ausstattungslinie N-Line abgeleitet, unser Tucson war mit der Steigerungsstufe N-Line Plus ausstaffiert.

Emotionalisierung ist das Thema, die Designer haben dazu Stoßfänger, Grill und Diffusor modifiziert und einen Heckspoiler hinzugefügt, der für genügend Anpressdruck im Hochgeschwindigkeitsbereich sorgt. An dem Scherz merken Sie schon, es geht hier mehr um Schein als Sein, aber die Kunden mögen das. Innen macht sich das flotte N bemerkbar durch Logos in den Ledersitzen, N-Aufschrift am Schalthebel des 7-Gang-DCTs (Doppelkupplungsgetriebe) und großzügiges Verteilen roter Nähte. Holz? Gibt es keines.

Mehr Schein als Sein ist das Thema des Heckspoilers.
Foto: Andreas Stockinger

Beim Motor unseres N-Line-Plus-Hyundais handelte es sich um einen 1,6-Liter-Downsizing-Turbo-Benziner mit 177 PS. Harmoniert gut mit dem DCT, macht aus dem Tucson einen durchaus flotten SUV, ist aber auch im Verbrauch nicht unsportlich – auf einen 100-Kilometer-Wert um die zehn Liter wird man sich wohl einstellen dürfen. Und das Fahrwerk? Komfortabel. Nur bei kurzen Stößen etwas hölzern. (Andreas Stockinger, 17.11.2019)