Im Montessori-Kindergarten "Bunte Knöpfe" im Klagenfurter Lakeside Park werden informatische Kompetenzen spielerisch gefördert.

Foto: Lakeside Park

Auf dem Fußboden sind Klebebänder in Form eines einfachen Labyrinths angeordnet. Mittendrin steht ein kleiner "Roboter", ein Kindergartenkind in Verkleidung. Seine Aufgabe: ein Programm auszuführen.

Der gleichaltrige "Programmierer" steht außerhalb des Irrgartens und gibt den Algorithmus, also die Handlungsanweisung, vor. Ein paar Schritte nach vorne, eine Drehung, wieder ein Schritt. Das Ziel: Der Roboter muss so programmiert werden, dass er den Weg aus dem Labyrinth findet.

Das ist eine Szene, wie sie im Montessori-Kindergarten "Bunte Knöpfe" im Klagenfurter Technologiepark Lakeside Park in letzter Zeit des Öfteren vorkommt. Um die Kinder schon früh in Richtung informatischer Kompetenzen zu fördern, wurde hier in einem Pilotprojekt ein eigens entwickeltes IT-Curriculum zur Anwendung gebracht.

Didaktische Ansätze erprobt

In dutzenden Einheiten wurden didaktische Ansätze erprobt, Pädagoginnen und Pädagogen geschult und die Kinder auf spielerische Art mit Denkweisen der Informatik in Kontakt gebracht.

Einer der Entwickler des IT-Curriculums ist Stefan Pasterk. Der junge Wissenschafter am Institut für Informatikdidaktik der Universität Klagenfurt schuf mit seiner Dissertation einen der Ausgangspunkte für den "digitalen Kindergarten".

"Ich habe analysiert, welche Lehrpläne es international im Bereich Informatik für die Primarstufe gibt", sagt Pasterk. "Verbreitet sind diese frühen Kompetenzschulungen nicht. Aber es gibt sie. In der Schweiz beginnt man etwa bereits im Kindergarten. Aufbauende Lehrpläne reichen bis zu den höheren Schulstufen für 16- oder 18-Jährige."

Lernpfade ermitteln

Aus seiner Analyse lassen sich Lernpfade im Bereich der Informatik ermitteln, skizziert der Didaktikforscher: Erstellt man einen Lehrplan, muss man sich zuerst überlegen, wo man mit einem Vermittlungsprozess hinmöchte. Wählt man etwa die Fähigkeit, Software zu programmieren, als Ziel, sucht man Kompetenzen aus, die als Vorwissen notwendig sind.

Man wiederholt diesen Schritt, bis man bei jenen Kompetenzen anlangt, die grundlegend und von keinen weiteren Lehrinhalten abhängig sind – und voilà: Man hat den Einstiegspunkt für den Kompetenzaufbau gefunden. So lässt sich ein durchgängiges Curriculum entwerfen, das vom Kindergartenalter bis zur Universitätsreife reicht – was von Pasterk und seinen Kollegen auch gemacht wurde.

Programme nachvollziehen

"Schüler im Volksschulalter können Programme prinzipiell bereits voll nachvollziehen", sagt Pasterk. "Sie verstehen, was da passiert." Natürlich werde den Kleinen kein Code einer komplexen, textbasierten Programmiersprache vorgesetzt, sondern altersgerechte Pendants. Sie erlauben etwa, auf Tablets Bausteine mit grafischen Symbolen aneinanderzureihen, um ein Programm zu "schreiben". Pasterk: "Auch eine Lego-Anleitung ist ein Algorithmus."

Eine Voraussetzung für dieses einfache Programmieren ist aber, Abläufe erkennen zu können – eine Kompetenz, um die man sich im digitalen Kindergarten bemüht. "Wir bauen in einen Ablauf von Bildern beispielsweise Verzweigungen ein. Ist eine Figur blau, nimmt sie vielleicht den einen, ist sie rot, den anderen Weg", beschreibt Pasterk. "Was in einer Textprogrammiersprache eine ,if/else-Verzweigung' ist, ist hier als Konzept bereits vorweggenommen."

Muster erkennen

Andere didaktische Elemente kümmern sich um den Umgang mit Daten oder mit den digitalen Geräten selbst. Man redet dabei vielleicht über die Eigenschaften von Bausteinen, ihre Formen und Farben. Muster werden erkennbar und lassen sich vielleicht fortführen.

Man lernt Apps am Tablet zu öffnen und zu schließen und sie in einfacher Weise zu verwenden. "Dabei geht es nie nur um simples Konsumieren von Inhalten. Das Tablet wird immer in Verbindung mit anderen Elementen als Werkzeug genutzt", erklärt Pasterk. "Beispielsweise wird etwas aus Lego gebaut, fotografiert und dann weitergebaut."

Das Informatikspiel ist im Montessori-Kindergarten, in dem gut 45 Kinder betreut werden, immer nur ein zusätzliches Angebot. Die Gruppengröße der Kinder, die mitgemacht haben, lag zwischen vier und 15. Besondere geschlechtsspezifische Vorlieben – also dass eher Buben oder Mädchen mitmachten – seien nicht erkennbar gewesen, betont der Didaktiker.

Sind weitere "digitale Kindergärten" geplant? Pasterk: "Es gab viele Anfragen. Wir arbeiten an einer Ausweitung." Wie diese konkret aussehen wird, könne man aber noch nicht sagen.(Alois Pumhösel, 18.11.2019)