Was lange währt, wird endlich gut – so könnte man die Odyssee zur Realisierung des neuen Paracelsus Bad & Kurhaus in Salzburg beschreiben. Bereits vor 20 Jahren war mit der Planung begonnen worden, aber erst jetzt ist das neue Gebäude, geplant vom österreichisch-finnischen Architekturbüro Berger + Parkkinen, fertig geworden.

Während draußen die Bagger noch die letzten Reste vom alten Gebäude entfernen, genießen drinnen bereits die ersten Besucher die Annehmlichkeiten des neuen Paracelsus Bad & Kurhaus in Salzburg. Zentral gelegen am Rande des Mirabellgartens, vereint es ein Kurhaus, Badelandschaften und eine Saunawelt mit einem Infinity-Außenpool.

Foto: Michael Hierner / hierner.info

Schon beim Betreten der großzügig dimensionierten Eingangshalle fühlt man sich beim Anblick der vielen Treppen unweigerlich an einen Tempel erinnert. Während die ersten beiden Etagen als Kurhaus genutzt werden, befinden sich darüber die Badelandschaft und der Saunabereich. Das gesamte Haus ist barrierefrei gestaltet.

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Zu den Angeboten der Badelandschaft zählen unter anderem das Sportbecken, ein Sprungbecken samt Dreimeterturm und Kletterwand sowie ein Kleinkinderbecken mit einer Minirutsche. Ebenfalls integriert ist ein System mit Unterwasserkameras, welches automatisch den Bademeister ruft, wenn jemand zu lange regungslos unter Wasser ist.

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Besonders beeindruckend ist die Deckengestaltung, die an Meereswellen erinnert. Sie besteht aus unzähligen Keramikpaneelen – diese haben aber nicht nur eine optische, sondern auch eine schallschluckende Funktion. Zusätzlich zu den hohen Panoramafenstern sorgt eine große Öffnung in der Decke für natürliches Licht.

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Apropos Licht: Neben herkömmlichen LED-Leuchtmitteln wurden auch spezielle Reflektoren und Linsenobjekte eingesetzt, um den Stromverbrauch zu minimieren. Zusätzlich produziert eine 175 Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach etwa 30.000 kWh Strom pro Jahr – dieser wird auch für den Betrieb der Lüftungs- und Klimaanlage genutzt.

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Der Hauptraum des Bades kommt übrigens komplett ohne Säulen und tragende Elementen aus. Möglich ist dies durch eine Stahlkonstruktion im Obergeschoß, welche die Last der Decke darunter trägt. Die Träger wurden bewusst nicht verkleidet, sondern sind Teil der architektonischen Inszenierung in der Saunawelt und erinnern an den Innenraum eines Schiffs.

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Der ca. 1.000 Quadratmeter große Saunabereich beinhaltet vier Saunakabinen mit Temperaturen von 40 bis 90 Grad Celsius sowie ein Dampfbad und eine Infrarotkabine. Zusätzlich gibt es Ruheräume und eine Kaminlounge. Der Saunabereich ist als Nacktbereich definiert, Handys und Kameras sind dementsprechend auch verboten.

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Nach dem Aufguss ist es Zeit für ein entspannendes Bad im ganzjährig geöffneten Außenbereich. Der 80 Quadratmeter große Infinity-Pool ist in ein kaltes und ein warmes Becken unterteilt und bietet einen spektakulären Ausblick über Salzburg. Zwei weit auskragende Dächer sorgen dabei für Schutz bei schlechtem Wetter.

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Zu guter Letzt noch ein Blick in den Thermen- und Familienbereich. Im 220 Quadratmeter großen Becken gibt es neben Luftsprudelliegen, einem Geysir und einem Wasserfall auch einen Strömungskanal. Weiters befindet sich hier in einer Zwischenetage eine 45 Meter lange Rutsche.

Foto: Michael Hierner / hierner.info

Der Start des neuen Bads verlief nicht ganz problemlos. Der Gastro-Betreiber sprang nach wenigen Tagen ab, Besucher klagten anfangs über zu wenige Liegen, außerdem wurden kurzzeitig zu hohe Chlorwerte gemessen. Diese Probleme sind inzwischen aber gelöst.

Berger + Parkkinen gelang es jedenfalls, mit ihrer Architektur einen modernen Tempel des Wassers zu kreieren. Die Baukosten beliefen sich auf 59,5 Millionen Euro und lagen damit deutlich unter den geschätzten Kosten des ursprünglichen Gewinnerprojekts von HMGB Architekten. Im Preis inkludiert ist auch die gesamte Inneneinrichtung – nicht jedoch eine Zufahrt zur Tiefgarage. Diese kann erst errichtet werden, wenn die letzten Reste vom alten Bad abgerissen sind. (Michael Hierner, 16.11.2019)

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