Soviele Anmeldungen wie noch nie verzeichnet die GIS gerade.

Foto: APA / Harald Schneider

Bis Freitag* muss Österreichs größter Medienkonzern ORF seine Stiftungsräte informieren, wie er 2020 wirtschaften wird. Positiv wie 2019, trotz weiterer Rückgänge der TV-Werbung. Die Gebührentochter GIS verzeichnet derzeit Anmeldungen wie noch nie. Nur bei den Fachkräften für die Gebührenzahler-Akquise muss sie nun etwas ändern.

Der Finanzplan des ORF für 2020 muss bis 15. November an die 35 Mitglieder seines obersten Aufsichtsgremiums gehen, diesmal ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein paar Stunden früher dran. Der Milliardenkonzern dürfte das Jahr 2019 positiv oder zumindest ausgeglichen abschließen, auch wenn ihm gegenüber dem Finanzplan für das laufende Jahr rund zehn Millionen fehlen. Die Fernsehwerbung insgesamt entwickelt sich verhalten, die Quoten von ORF 1 nach ersten größeren Umbaumaßnahmen vom Serienkanal zu mehr Österreich-Inhalten trüben die Lage zusätzlich.

Der ORF budgetierte 2019 mit rund 147 Millionen Euro Werbeeinnahmen im Fernsehen, insgesamt 227 Millionen inklusive Radio und Online, aber noch ohne rund 40 Millionen aus Sonderwerbeformen.

Auch 2020 plant der ORF, soweit sich das absehen lässt, mit weiteren Härten in der Fernsehwerbung, aber unter dem Strich zart positiv.

GIS legt zu

Die Rundfunkgebühren tragen – neben weiteren Sparbemühungen – dazu bei. Nach STANDARD-Informationen verzeichnet die GIS derzeit so viele Anmeldungen wie noch nie. GIS-Geschäftsführer Harald Kräuter bestätigt auf Anfrage: "Es stimmt, dass sich die Anzahl der Anmeldungen derzeit auf einem sehr hohen Niveau befindet."

Stimmung für öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Bis ins Jahr 2017 hatte die GIS mit den Anmeldungen merklich zu kämpfen. 2018 drehte sich der Trend, und die Zuwächse verstärkten sich noch im laufenden Jahr. Wie kommt das in Zeiten stetig wachsender Streamingnutzung – für die laut Verwaltungsgerichtshof ja keine GIS-Gebühr zu zahlen ist? Kräuter: "Neben der konsequenten Arbeit der GIS und einer gestiegenen Anzahl von Haushalten dürfte sich in diesem Ergebnis auch die Stimmung in der Bevölkerung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk abbilden."

Die Rundfunkgebühren tragen pro Jahr rund 640 Millionen Euro zum ORF-Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro bei. Weitere rund 300 Millionen gehen über Steuern und Abgaben an Bund und Länder (nur Oberösterreich und Vorarlberg verzichten).

GIS-Außendienst

Die GIS beschäftigen nach STANDARD-Informationen aber gerade jene Menschen, die unterwegs sind, um neue Gebührenzahler zu finden und zu informieren, wann sie GIS zahlen sollten: Rund 40 Mitarbeiter sind bisher als freie Dienstnehmer beschäftigt. Die Sozialversicherung drängt offenbar in Richtung Anstellungen.

Das Thema beschäftigt derzeit nach STANDARD-Infos den Finanzausschuss des Stiftungsrats und seinen Vorsitzenden Thomas Zach, der sehr genau auf Wirtschaftlichkeit und Sparpotenziale achtet. Nach Informationen aus dem ORF sollen die künftigen GIS-Beschäftigungsverhältnisse jedenfalls aufkommensneutral sein.

Für kommenden Montag hat Zach wie berichtet zur weiteren Beratung des Finanzplans für 2020 einen außertourlichen Finanzausschuss angesetzt. Der Stiftungsrat soll das Budget am 12. Dezember beschließen. (fid, 12.11.2019)