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Zu dumm nur, dass der Traum vom amourösen Vergeltungsschlag fast nie in Erfüllung geht.

Foto: Getty Images/Milan_Jovic

Eben noch, es war Sommer, blickten einige von uns zärtlich auf ihr schlampiges Verhältnis. Doch jetzt, wo Väterchen Frost, hohe Feiertage und ein Jahreswechsel drohen, sieht man die Sache plötzlich ganz anders: Erschöpft von all den aufregenden, unverbindlichen Stelldicheins, verlangt es einen nach "Karten auf den Tisch". Man sehnt sich nach einem verlässlichen Kuss in der Silvesternacht, nach Commitment.

Da trifft es sich schlecht, wenn das Objekt der Begierde nicht in die Gänge kommt – entweder, weil ER oder SIE doch nicht so rasend interessiert ist. Oder "leider noch irgendwie gebunden". Zu schwach, um die stickige Luft der Komfortzone hinter sich zu lassen.

Gekränkte Eitelkeiten

"Ich habe es satt", tönte etwa mein guter Freund R. vor einigen Wochen. In seiner Stimme schwang diese gefährliche Mischung aus zu kurz gekommenem Kleinkind und erwachsener Wut mit: "Dafür bin ich mir einfach zu gut." – "Du machst also Schluss", stellte ich fest. – "Nein, viel besser", antwortete R. "Ich bin jetzt offen für neue Bekanntschaften. Einfach, um SIE mal so richtig leiden zu sehen."

Die gekränkte Eitelkeit ist natürlich ein Hund. Zuerst bekommt man Liebesschwüre mit Maßangaben zu hören, wie "bis zum Mond und wieder zurück!". Dann wieder ist die Leitung wochenlang tot. Dieses Heiß-kalt-Treatment will man nicht aussitzen. Auf so etwas will man reagieren, und zwar am besten mit neuen Spielwiesen.

"Ein Flirt ist wie eine Streicheleinheit fürs Ego. Und die kann man in schwierigen Situationen immer gebrauchen", rät auch die deutsche Diplompädagogin Birgit Mentzen.

Antipheromon

Wie die großen Rachefiguren in Film und Literatur will man den anderen bluten sehen. Zu dumm nur, dass der Traum vom amourösen Vergeltungsschlag fast nie in Erfüllung geht: "Es ist, als wäre ich plötzlich unsichtbar", beschwerte sich R. nach mehreren misslungenen Geschäftsanbahnungen. "Als hätte mich jemand mit Antipheromonen eingesprüht."

So gerne würde man ins Telefon säuseln: "Sorry, ich bin schon mit jemand Neuem verabredet." Aber nein: Der andere bekommt von unserem Spiel entweder gar nichts mit oder zeigt sich (Worst-Case Szenario) sogar erleichtert. Potenzielle neue Kandidaten wiederum riechen wie Drogenspürhunde unsere Verzweiflung.

Irgendwann gab R. zu bedenken: "Stell dir vor, so ein halbherziges Revanche-Date funktioniert und du bleibst auf ihm sitzen. Was wäre das für ein trauriges Happy End?" (Ela Angerer, RONDO, 6.12.2019)