Mängel beim Ausbau von Dachgeschoßen in Wien dürften der steirischen Firma zum Verhängnis geworden sein.

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Ratten – Die oststeirische Herbitschek GmbH mit Sitz in Ratten im Norden des Bezirks Weiz hat am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Das Bauunternehmen mit knapp 300 Mitarbeitern hat laut den Kreditschützern von AKV, KSV 1870 und Creditreform ein Sanierungsverfahren beantragt. Ursache dürfte ein großes Dachausbauprojekt in Wien gewesen sein, das nicht wie gewünscht verlief. Eine Fortführung ist geplant.

Das Unternehmen leistet Arbeiten im Bereich Baumeistergewerbe, Zimmerei und Dachdeckerei, betreibt einen Baustoffhandel und bietet Gas-, Wasser-, Heizungs- und Elektroinstallationen an. Laut den Kreditschützern sind rund 420 Gläubiger betroffen. Die Passiva betragen rund 13,9 Millionen Euro, die Aktiva 15,4 Millionen, wobei es sich um Buchwerte handelt, die bei einer Fortführung gelten.

Quote von 20 Prozent

Sollte der Familienbetrieb die Sanierung nicht schaffen, dürften die Passiva durch weitere Forderungen deutlich ansteigen. Den Gläubigern wird über eine Sanierung ohne Eigenverwaltung eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Hinsichtlich der Gründe hieß es am Mittwoch, dass aus diversen Bauleistungen Werklohnforderungen über rund 2,2 Millionen Millionen Euro haften, deren Werthaltigkeit erst überprüft werden muss. Gleichzeitig hat das Unternehmen Bürgschaftshaftungen in Höhe von 4,1 Millionen gegenüber den die Herbitschek Projekt GmbH finanzierenden Banken übernommen.

Laut AKV hat sich herausgestellt, dass bei Projekten in Wien Mängel im Bereich Schallschutz aufgetreten sind und die vorgeschriebene Grenze von 48 Dezibel deutlich überschritten wurde. Dieser Mangel erstreckte sich über drei Dachgeschoßausbauten. Die Sanierungskosten und die damit verbundenen Schadenersatzansprüche potenzieller Käufer dürften sich aus heutiger Sicht auf rund 500.000 bis eine Millionen Euro belaufen.

Fortführung positiv bewertet

Im Fall einer konkursmäßigen Zerschlagung würde sich nach Angaben der Firma derzeit eine Konkursquote von unter zehn Prozent errechnen. Die Fortführung wird derzeit positiv bewertet, zumal von finanzierenden Banken eine Bereitschaft signalisiert wurde, das Sanierungsverfahren sowie die Fortführung des Unternehmens zu unterstützen.

Das Traditionsunternehmen wurde 1915 gegründet und hat Niederlassungen in Mürzzuschlag und Mönichwald. Neben dem Stammbetrieb in Ratten hält man Beteiligungen an der HFS Projektentwicklungs GmbH in Ratten, an der Herbitschek Bau-GmbH und der Herbitschek Projekt GmbH, beide in Zwölfaxing in Niederösterreich, sowie der Stocker Haustechnik GmbH in Kindberg. Die Beteiligungen sind jedoch laut AKV autonom finanziert und daher nicht von der Insolvenz betroffen. (APA, 13.11.2019)