Eine Nacht-S-Bahn gab es bereits von 2006 bis 2010.

Foto: ÖBB

Wien – Noch ist der diesbezügliche langfristige Verkehrsdienstevertrag (VDV) zwischen den Ländern der Ostregion – also Wien, Niederösterreich, Burgenland – und dem Bund nicht unterschrieben. Die Verhandlungen für den neuen Zehnjahreskontrakt sind aber so weit fortgeschritten, dass die Stadt Wien am Mittwoch eine symbolisch bedeutende Neuerung bekannt geben konnte: Mit dem ÖBB-Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird die S-Bahn in Wien teilweise an Wochenenden auch in der Nacht unterwegs sein, informierte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) in einer Aussendung.

Konkret wird die S-Bahn auf der Stammstrecke von Floridsdorf bis hinaus nach Mödling in Niederösterreich einen 30-Minuten-Intervall in der Nacht aufweisen. Ebenso gilt der Ausbau dieses Nacht-Angebots für die Vorortelinie (S45) zwischen Hütteldorf, Heiligenstadt und Handelskai. Auf beiden S-Bahn-Strecken werden die Züge dann in der Nacht von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen durchgehend unterwegs sein.

Keine Premiere

Eine Premiere ist die Nacht-S-Bahn für Wien nicht: Von Dezember 2006 bis 2010 gab es auf der Stammstrecke zwischen Floridsdorf und Meidling an Wochenenden bereits nächtlichen Verkehr, damals im 20-Minuten-Takt. Seit September 2010 sind aber nur noch die damals neu eingeführten Nacht-U-Bahnen im Wiener Streckennetz durchgängig an Wochenenden unterwegs.

Zudem werden S-Bahn-Takte in Wien verdichtet: Auf der Stammstrecke zwischen Meidling und Floridsdorf sollen zu Stoßzeiten tagsüber künftig 3-Minuten-Intervalle eingehalten werden. Die S80 zwischen Hütteldorf und Aspern-Nord bekommt ab 15. Dezember einen durchgehenden Halbstundentakt. Auch der Intervall auf der S50 mit Start am Wiener Westbahnhof wird im Früh- und Abendverkehr verdichtet. Künftig soll die letzte S-Bahn erst um 0:28 Uhr den Westbahnhof verlassen, also eine Stunde später als bisher. Und für die S45 ist ein Zehn-Minuten-Intervall bis 21 Uhr vorgesehen. Die erste Schnellbahn in Richtung Flughafen (S7) soll künftig schon um 4:06 Uhr von Floridsdorf abfahren.

In das erweiterte S-Bahn-Angebot investiere Wien 25 Millionen Euro, sagte Hanke. Aus seinem Büro heißt es auf Nachfrage des STANDARD: Das sei jener Betrag, den Wien als Beitrag für die Ostregion für das Gesamtpaket beisteuere, und zwar für das Jahr 2020. Vertragsnehmer ist die ÖBB.

Wie viel konkret Wien die Nacht-S-Bahn kostet, wurde vorerst nicht bekannt gegeben. Es sei jedenfalls "nicht der größte Anteil". Erst nach der Unterzeichnung des neuen Verkehrsdienstevertrags im Dezember, der bis 2029 laufen wird, könnten Details zu langfristigen Investitionshöhen genannt werden.

Wien gegen S-Bahn-Tunnel

Eine deutliche Absage erteilte Hanke der politischen Forderung aus dem schwarzen Niederösterreich, wonach eine zweite S-Bahn-Stammstrecke durch Wien samt Milliardentunnel nötig sei. "Anstatt vermeintlich gut klingende Großbaustellen für den Sankt-Nimmerleinstag anzukündigen, wollen wir rasche Verbesserungen", sagte Hanke. Dem Vorschlag eines S-Bahn-Tunnels fehle ein hinreichendes planerisches Fundament, noch sei er auf seine Machbarkeit überprüft worden. (David Krutzler, 13.11.2019)

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