Fred Donaldson ist studierter Geograf. Das ursprüngliche Spiel erforscht er in Eigenregie, sagt er.

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Original Play fühlt sich missverstanden. Um aufzuklären, geht der Verein nun aktiv auf Medien zu: Im Interview mit dem STANDARD spricht Gründer Fred Donaldson über den Ausbildungsprozess und seine Motivation, bei einer Pressekonferenz will Original Play Österreich am Mittwoch Journalisten das Konzept näherbringen. Nur mit den Missbrauchsvorwürfen, die im Raum stehen, will man sich im Verein, dessen Mitglieder in Schulen und Kindergärten kommen, um spielerisch zu rangeln, nicht zu nah befassen.

Bei einem Medientermin waren der umstrittene Gründer Fred Donaldson und Vorstandsmitglieder dabei. Mehrfach wurde betont, dass es in Österreich keine Beschwerden gibt.
DER STANDARD

Vor drei Wochen wurde bekannt, dass es gegen den Verein in Deutschland mehrere Missbrauchsvorwürfe gibt, die Ermittlungen dazu wurden aber eingestellt. Man würde intern "nicht mehr als immer" nach Missbrauchsfällen suchen, sagt Donaldson, und zwar indem man weitermache wie bisher: "In all den Jahren gab es keine Fälle, keine Vorwürfe." Der US-Amerikaner Donaldson will vor 46 Jahren das "ursprüngliche Spiel" entdeckt haben.

Die drei sogenannten Lehrlinge Sonja Mille, Klaus Seits, und Robin Riess während der Pressekonferenz zum Thema "Unsere Arbeit, unsere Anliegen".
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Im österreichischen Vereinsableger geht man davon aus, "dass Vorfälle an uns herangetragen werden würden", wie Vorstandsmitglied Sonja Mille sagt. Dennoch: Auch wenn es in Österreich bis dato keine bekannten Missbrauchsvorwürfe gibt, suche man den Kontakt zu Kinderschutzzentren, um die eigenen Richtlinien zu überprüfen, heißt es bei der Pressekonferenz.

"Nannte mich nie Guru"

Von zahlreichen Experten und Behörden kam Kritik am Verein – auch wenn viele österreichische Schulen oder Kindergärten von positiven Erfahrungen berichten, nachdem Vereinsmitglieder zum Spielen kamen. Vom bayrischen Familienministerium etwa hieß es, Original Play würde "jedweder wissenschaftlichen Grundlage" entbehren. Der studierte Geograf Donaldson bezieht sich dazu auf seine eigenen Erfahrungen, eine Schule in Connecticut würde das Spiel seit 25 Jahren nutzen: "Warum sollten sie das tun, wenn es nicht funktionieren würde?", fragt er, selbst Autor einer Publikation mit dem Titel: Metakommunikation im rauferischen Spiel . Er habe sich für Forschungen aus der Ich-Perspektive entschieden, denn "umfangreiche Forschung kostet Geld, das ich nicht habe".

Ihn Guru zu nennen, bringe Fred Donaldson zum Lächeln, sagt er.
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Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen gab im ORF an, seit Jahren Anfragen über den Verein, der sich rund um Donaldson über Kontinente spannt, zu bekommen: "Er ist die oberste Autorität, damit gibt es auch keine interne Kontrolle", sagt sie. Einige Medien bezeichneten Donaldson als "guruartig", darauf angesprochen sagt er: "Mich persönlich hat nie jemand so genannt, ich selbst habe mich nie so genannt. Aber es bringt mich zum Lächeln", denn "Guru" würde nichts anderes als "Lehrer" bedeuten und als solcher sehe er sich.

1.000 Leute in Workshops

Aufklären wollte der Verein über die Ausbildung, die man brauche, um als offizieller Spieler zu gelten. Diese bestehe aus mindestens vier Seminaren und 300 Stunden Spielpraxis, verteilt auf drei Jahre. Dabei müssten 3000 sogenannte Spielkontakte hergestellt werden. Erst nach anschließenden drei Spielsitzungen unter Supervision von Donaldson oder der Europakoordinatorin des Vereins, Jolanta Graczykowska, könnte man als sogenannter Apprentice, also Lehrling, auf der Website des Vereins angeführt werden. Wie 3.000 Spielkontakte zusammenkommen müssen, darauf gibt es seitens des Vereins keine klare Antwort. Es gebe praktische Seminare in Österreich und Polen, heißt es, viele Workshopteilnehmer kämen außerdem aus pädagogischen Berufen und würden Spielstunden in ihren eigenen Einrichtungen sammeln. Dazu könne man ansuchen, die jetzigen offiziellen Lehrlinge bei ihren Stunden zu begleiten. Theoretisch könnte man auch ohne einen ausgebildeten Lehrling an der Seite in einer Schule anfragen, sagt Mille, diese müsse selbst entschieden, ob sie das zulässt oder nicht. Zwölf Lehrlinge gibt es derzeit in Österreich, etwa 1000 Leute hätten Workshops gemacht, schätzt der Verein. Sie sind damit nach Ansicht des Vereins nicht fertig ausgebildet und bekommen lediglich Teilnahmebescheinigungen.

"Ja, Menschen können den Ausdruck Original Play ausnutzen, um Kinder zu missbrauchen", sagt Donaldson dazu, "das gilt aber auch für die Ausdrücke Coach oder Großvater." Das Training selbst, sagt er, könne jedoch nicht ausgenutzt werden, denn Spiel sei das Gegenteil von Gewalt. "Das Training ist Liebe. Und du kannst nicht aggressiv sein, während du liebst", sagt Donaldson.

Nachdem mehrere Bildungsdirektionen, Landesregierungen und Bildungsministerin Iris Rauskala Einrichtungen verboten haben, den Verein zu engagieren, oder zumindest davon abgeraten haben, will der Verein mit diesen Institutionen Kontakt suchen, heißt es bei der Pressekonferenz. Termine gibt es dazu keine.

Und in Ländern abseits von Deutschland und Österreich? Da wird weitergespielt. "Ich war gerade in Dubai, Japan und Argentinien, dort gibt es keine Gründe, besorgt zu ein", sagt Donaldson. (Gabriele Scherndl, 13.11.2019)