Totgeglaubte leben bekanntlich länger. Vor wenigen Jahren hat etwa Nokia neben seinem Comeback als Smartphonehersteller auch begonnen, modernisierte Varianten von "Klassikern" wie dem 3310 zu veröffentlichen – und das durchaus mit Erfolg.

Nun ist Motorola an der Reihe. Die Lenovo-Tochter hat das einst ikonische Fliphone Razr wiederausgegraben. Es feiert nun als faltbares Smartphone ein Comeback.

Mit den "Droid Razr"-Handys, bei denen es sich um wenig außergewöhnliche Android-Telefone handelt, hat die Neuauflage dementsprechend wenig gemein. Beim Design orientiert sich Motorola deutlich an seinem älteren Erfolgsprodukt und nimmt auch das bekannte breite "Kinn" mit, in dem nun ein Fingerabdruckscanner sitzt.

Das Einführungsvideo zum Moto Razr.

Soll in jede Hosentasche passen

Der Bildschirm des Geräts, der sich in der Vertikalen falten lässt, ist ein kunststoffbasiertes OLED-Display mit einer Diagonale von 6,2 Zoll, das einen 21:9-Formfaktor mitbringt und in der Vertikalen umgeklappt werden kann. Dann soll es praktisch in jede Hosentasche passen.

In diesem kompakten Zustand dient dann ein zweiter Screen, ein konventionelles OLED-Panel mit 2,7 Zoll Diagonale, zur Anzeige relevanter Informationen und Bedienung des Geräts. Motorola nennt es "Quick View Display". Mit ihm steuert man Musik, kann Benachrichtigungen einsehen, und auch Apps sollen sich vom Hauptbildschirm dorthin "verschieben" lassen. Laut "The Verge" arbeitet der Hersteller hierfür gerade noch mit Google an einer Umsetzung.

Foto: Motorola

Motorola verspricht Haltbarkeit

Hinsichtlich der Haltbarkeit des Faltbildschirms gibt man sich bei Motorola überzeugt. Dieser wird mit einer eigenen Beschichtung gegen Kratzer geschützt und soll laut eigenen Untersuchungen zumindest die durchschnittliche Lebensdauer eines Smartphones gut überstehen. Seine Kanten sind in einem Rahmen aus Edelstahl eingefasst, womit man auch das Eindringen von Schmutzpartikeln verhindern will, mit dem etwa Samsung beim Galaxy Fold zu kämpfen hatte.

Das neue Razr ist überdies dank einer eigenen Beschichtung der internen Hardware resistent gegen Spritzwasser, versenken sollte man das Handy allerdings nicht. Man werde den Käufern auch keine Anweisungen geben, das Smartphone außergewöhnlich vorsichtig behandeln zu müssen.

Flache Falz

Man verspricht, dass sich der Hauptbildschirm des Razr beim Aufklappen vollständig flach auffaltet, ohne dass in der Mitte eine spürbare Erhebung zurückbleibt. Bei "The Verge" sieht man in einem Hands-on hier die bisher beste Umsetzung unter allen faltbaren Smartphones. Einzig die unter bestimmten Einstrahlungswinkeln etwas stärkere Reflexion von Umgebungslicht verrate, wo die Faltstelle des Displays liegt. Insgesamt soll das Handy genauso dick sein wie das klassische Razr.

Zum Auf- und Zuklappen kommen mehrere Scharniere zum Einsatz. Es erfordert etwas mehr Kraft als das Vorbild, das 2004 das Licht der Welt erblickte. Gelobt werden weiters das gut verarbeitete Gehäuse und die Rückseite, die mit ihrer Textur guten Halt gibt.

Foto: Motorola

Nicht ganz High End

In anderen Bereichen kann sich das Motorola Razr allerdings nicht mit der Konkurrenz messen. Auf Qualcomms aktuellen Spitzenprozessor, den Snapdragon 855, verzichtet man etwa. Stattdessen setzt man auf den Snapdragon 710 im Verbund mit sechs GB RAM. Leistungstechnisch spielt das Handy also in der oberen Mittelklasse mit. Auf dem Papier ein Downgrade ist auch die einzelne 16-Megapixel-Hauptkamera ohne optische Bildstabilisierung. Sie dient auch für Selfies. Die zweite verbaute Kamera (5 Megapixel) wird nur für Gesichtsentsperrung und das automatische Einschalten des Bildschirms verwendet.

Der interne Speicher fasst 128 GB und ist nicht erweiterbar. Der Akku kommt auf 2.510 mAh und wird über den USB-C-Port geladen. Er bietet einen Schnelllademodus mit 15 Watt Leistung. Gespart hat man auch bei der Auflösung ein wenig. Der Hauptbildschirm kommt auf 2.142 x 876 Pixel und bietet damit eine merkbar geringere Pixeldichte als aktuelle Flaggschiffe. Das Zweitdisplay kommt mit 800 x 600 Pixel aus.

Eine SIM-Karte lässt sich in das Razr nicht stecken, das Gerät funktioniert ausschließlich per E-SIM. Eingespart wurde auch die 3,5-mm-Audioklinke.

Marktstart und Preis

Im Dezember wird das Motorola-Falthandy um 1.500 Dollar beim US-Anbieter Verizon sowie in ausgewählten europäischen Märkten erstmals vorbestellbar sein, die Auslieferung soll im Jänner beginnen. Der Marktstart für Deutschland wurde für das erste Halbjahr 2020 angekündigt. Informationen zu Österreich liegen noch nicht vor. (gpi, 14.11.2019)