Was sich Entwickler vom Job erwarten.

Der aktuelle Einblick in die Community der vielgesuchten Softwareentwickler räumt mit einigen Klischees auf: Die begehrten U30 mit ihren digitalen Fähigkeiten wollen nicht Tag und Nacht vor den Schirmen sitzen, sondern legen großen Wert auf die Pflege ihres Soziallebens, ihrer Hobbys und ihrer Gesundheit. Sie treiben Sport, ernähren sich gern gesund und bewusst, treffen gern Freunde.

Die rund 950 Developer aus 40 Nationen wurden von MindTake mit der Digitalisierungsagentur als Partner bei der Konferenz "We Are Developers" im Sommer in Berlin befragt.

Prototypisch ist der Entwickler tatsächlich männlich, kinderlos und unter 30, diese Befragung hat allerdings 20 Prozent Frauenanteil vorzuweisen. Frauen gaben in dieser Umfrage übrigens eher an, sich unfair behandelt, kritisiert und ausgeschlossen zu fühlen. Sie legen auch mehr Wert auf Diversität, was Männer nicht als persönlich wichtiges Thema ansehen.

Schwere Kost

Die Ergebnisse insgesamt sind für Unternehmen, die suchen, vermutlich schwere Kost. Für Personaler jedenfalls ein Schubs, um umzudenken bei der Frage nach der Attraktivität für das Völkchen der Entwickler. Denn die Entwickler wollen alles, nicht nur Flexibilität, sondern auch Geld: Insgesamt wurde das Gehalt (78 Prozent) bei der Stellenwahl als oberste Priorität genannt, gefolgt von der Arbeitszeit, der Flexibilität (69 Prozent) und den Arbeitsbedingungen auf emotionaler Ebene sowie Entscheidungsfindung und Konfliktlösung (56 Prozent). Es muss auch Nestwärme in der Firma sein: Zwischenmenschliche Beziehungen (53 Prozent) und die Möglichkeit zur Weiterbildung (52 Prozent) komplettierten die Top Five der Job-Choice-Prioritäten.

Die Arbeitszufriedenheit ist eigentlich erfreulich hoch: Rund 65 Prozent berichteten, dass sie zufrieden seien mit der Möglichkeit, neue Ideen einzubringen, und eine ähnliche hohe Prozentzahl ist zufrieden mit der Option, von zu Hause aus arbeiten zu können. Fast 52 Prozent sind der Meinung, dass ihr Gehalt gut oder sehr gut sei, und rund 50 Prozent waren glücklich oder sehr glücklich mit der Ausbildung und den Entwicklungsmöglichkeiten ihres Berufs. Trotzdem: Stark gebunden fühlen sie sich offenbar nicht an ihre aktuellen Arbeitgeber, denn sechs von zehn gaben an, offene Ohren für eine Ansprache, ein anderes Angebot zu haben.

Mehr Geld

Nur ein Drittel schaut sich gar nicht nach neuen Jobs um. Und da geht es zuallererst um die Kohle – ein hoher Prozentsatz ist unzufrieden mit den monetären Beteiligungsmöglichkeiten und -partizipationen. Bonussysteme scheinen nicht so zu sein, dass die Developer zufrieden sind. Timo Göller, einer der Researcher, die diese Umfrage analysieren, wirft allerdings ein: "Rund drei von vier Befragten bewerteten ihre Beziehung zu ihren Kollegen als gut oder sehr gut, und eine ähnliche Anzahl schätzte die Beziehung zu den Vorgesetzten ebenso gut ein – das sind relativ hohe Zahlen für so ein schnelllebiges, wettbewerbsfähiges Umfeld." Zudem, sagt er, gebe es hohe Zufriedenheit mit dem, was man als emotionale und persönliche Prioritäten kategorisieren könne, wie zum Beispiel Gefühle der persönlichen Bereicherung aus dem Beruf, stolz auf seine Arbeit zu sein oder auch auf ein höheres Ziel hinzuarbeiten.

Mobilität ist jedenfalls gegeben: 27 Prozent sind sehr begeistert von der Vorstellung, eine Stelle im Ausland anzutreten, und rund 53 Prozent wären bereit, unter den passenden Umständen zu übersiedeln. Die ausschlaggebenden Faktoren: weitere Entwicklung (86 Prozent) und ein hohes Gehalt (85 Prozent), Gestaltungsmöglichkeit, höhere Lebensstandards und bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Berlin, Wien, New York, Barcelona und London wären die Topstädte. (Karin Bauer, 18.11.2019)