Tokio/Wien – Mit einer mythenumwobenen und umstrittenen Zeremonie hat Japans Kaiser Naruhito am Donnerstag den letzten Teil des Thronfolge-Ritus begonnen, das "Daijosai". Bei dem nächtlichen Ritual dankt der Kaiser in einem eigens hierfür in seinem Palast errichteten Schrein der Sonnengöttin Amaterasu Omikami, deren direkter Nachfahre er den Mythen zufolge ist, für die Reisernte.

Dort wird sich der Kaiser – im Geiste – mit der Göttin allein in einem Raum aufhalten, wo sich ein Bett befindet. Am Freitag kurz vor Morgengrauen wird Naruhito (59), der am 1. Mai die Nachfolge seines abgedankten Vaters Akihito (85) angetreten hatte, nach Ende dieser geheimnisumwitterten Zeremonie dann endgültig in die Reihe der Kaiser aufgenommen sein.

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Naruhito auf dem Weg zu seiner göttlichen Vorfahrin.
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Was sich genau in der Daijosai-Nacht in mehreren Schreingebäuden abspielt, darüber gibt es für Japans Normalbürger keine präzisen Informationen. Der Kaiser selbst wird nur durch seinen Vorgänger informiert. Zwar sind 675 Zeugen eingeladen, darunter die Spitzen von Politik und Bürokratie. Sie beobachten von überdachten Unterständen aus das Geschehen.

Der Daijosai-Ritus findet in einem Schrein im Palast des Kaisers statt.
Foto: APA/AFP/JIJI PRESS

Was sich genau im Inneren der Gebäude abspielt, werden aber auch sie vermutlich nicht zu sehen bekommen. Kritiker beklagen, dass die zutiefst religiöse Zeremonie voll vom Staat finanziert wird, obwohl die japanische Nachkriegsverfassung eigentlich eine strikte Trennung von Staat und Religion vorschreibt. (APA, 14.11.2019)

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