500 Laufmeter LED-Strips machen künftig auf den neu gestalteten Gastro- und Entertainmentbereich des Donauzentrums aufmerksam.

Foto: Sabri Dridi

Wer bei Einkaufszentren ans Einkaufen denkt, hat einen großen Trend verpasst: Geht es nach Handelsexperten, werden wir künftig aus anderen Gründen in die Shoppingtempel pilgern. Das Einkaufen wird sich immer mehr ins Internet verlagern, stationäre Flächen werden dafür immer weniger benötigt. Um die leeren Flächen weiter zu bespielen, wird zunehmend auf Entertainment und Gastronomie gesetzt: "Online kann man nicht essen", argumentiert Anton Cech, Center Manager des Donauzentrums in Wien. Im Marketing-Sprech ist es eine "Experience", die Kunden geboten werden soll.

Das Donauzentrum hat vor wenigen Tagen einen neuen Gastronomie- und Entertainmentbereich eröffnet, mit dem das Abendessen zur "Dining Experience" werden soll. 20 Restaurants stehen zur Auswahl. Beim rundum erneuerten Inneren wurde auf "Industrial Chic" gesetzt. Zehn Millionen Euro hat die Erneuerung gekostet. "Aber nicht nur wir haben investiert", so Cech. Auch Bestandsmieter hätten ihre Restaurants erneuert und ans neue Design angepasst. Neuzugänge gibt es auch. Vor einigen Monaten schon hat ein Vapiano eröffnet, außerdem vor kurzem eine "Bombay Kitchen" und demnächst der Streetfood-Anbieter "Chuck & Frida".

Auch äußerlich wurde der Bereich, der früher Donauplex hieß und nun als "The Kitchen" firmiert, erneuert. 500 Laufmeter LED-Strips wurden in der Fassade verarbeitet. "Es wird keiner in Wien am Donauzentrum vorbeikommen, wenn es dunkel ist", kündigte Cech an, was ein bisschen wie eine Drohung klingt. Auch die Brücke, das Verbindungsstück zum Hauptgebäude des Donauzentrums, wurde neu gestaltet.

"Dining Experience"

Die "Dining Experience" ist ein Konzept des Eigentümers Unibail-Rodamco-Westfield, das mittlerweile europaweit in 13 Einkaufszentren ausgerollt wurde. In "The Kitchen" sind Konzerte an den Einkaufssamstagen im Dezember geplant, aber auch Public Viewings von Sportevents.

Eine andere Art von "Experience" wird es im Donauzentrum hingegen nicht mehr geben: Lange war die Nachtschicht bzw. das Bollwerk ein Fixpunkt für Nachtschwärmer in Transdanubien. "Die Zeit der Großraumdiscos ist vorbei", urteilt Cech. Kommendes Jahr wird dafür ein Fitnessstudio der deutschen McFit-Marke John Reed eröffnen. Auf 800 Quadratmetern wird sich außerdem das Virtual-Reality-Konzept "The Void" breitmachen. Für eine weitere Restfläche gebe es außerdem schon Ideen.

Entertainment haben auch andere für sich entdeckt: Im Grazer Center West hat vor kurzem der angeblich größte Trampolinpark des Landes eröffnet. Immer öfter lassen sich auch Ärzte und Physiotherapeuten in Einkaufszen tren nieder, um von der Frequenz zu profitieren.

"Megatrend" Online-Handel

Schönreden lässt sich eines dennoch nicht: Die Verkaufsflächen schrumpfen hierzulande. Das stellt Einkaufszentren und Innenstädte vor Herausforderungen, wie Wolfgang Richter von Regioplan vor wenigen Tagen bei einem Pressegespräch mit EHL Immobilien erklärte. Gegen den "Megatrend" Online-Handel könne man aber nichts tun.

Richter plädiert daher für ein Umdenken in der Branche. Die Kunden müssten wie im Tourismus als Gäste betrachtet und serviciert werden. Mario Schweiger, Einzelhandelsexperte bei EHL Immobilien, sieht nun E-Sports in Einkaufszentren groß im Kommen. Wer bei all der Action eine Pause braucht, kann ja einkaufen gehen. (Franziska Zoidl, 14.11.2019)