Die Rotenturmstraße ist seit Donnerstag auch offiziell eine Begegnungszone, der gesamte Straßenbereich ist nunmehr eine Ebene. Autofahrer dürfen hier mit maximal 20 km/h unterwegs sein.

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Bei der Schlusssteinlegung legten Alexander Biach, Standortanwalt der Wiener Wirtschaftskammer, und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein Hand an. Dompfarrer Toni Faber segnete.

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Anfang Juni erledigte Hebeins Vorgängerin Maria Vassilakou ihren letzten Spatenstich auf der Rotenturmstraße. Ihr zur Seite standen Toni Faber (re.) und Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck.

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Wien – Den Spatenstich, ihren letzten als Wiener Vizebürgermeisterin, hatte im Juni noch Maria Vassilakou erledigt. Den Festakt der Schlusssteinlegung am Donnerstagnachmittag, also rechtzeitig vor dem anlaufenden Weihnachtsgeschäft, vollzog ihre Nachfolgerin Birgit Hebein. Damit ist die Wiener Rotenturmstraße zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz auch offiziell Wiens mittlerweile elfte Begegnungszone. Fußgänger erhalten damit viel mehr Raum: Laut dem Büro von Hebein sind an Spitzentagen mehr als 60.000 Menschen auf dieser Innenstadtroute unterwegs.

"Bei Umgestaltungen, wie hier in der Rotenturmstraße, rücken wir den Menschen ins Zentrum, verteilen den öffentlichen Raum um und schaffen Orte der Begegnung", sagte Hebein. Das Budget betrug rund 11,1 Millionen Euro, wobei sich auch Private an den Kosten beteiligten. Laut Alexander Biach, dem Standortanwalt der Wiener Wirtschaftskammer, hätten Unternehmer "rund 30 Prozent der Baukosten übernommen und waren stets in den Umbau involviert". Die Rotenturmstraße sei "ein PPP-Erfolgsmodell für hoffentlich viele andere Wiener Projekte".

Umgestaltung des Schwedenplatzes in der Schwebe

Um die vollen positiven wirtschaftlichen Effekte heben zu können, müsste laut Biach nach dem Umbau der Rotenturmstraße aber auch der Schwedenplatz "revitalisiert" werden. Das wurde bislang verpasst, die bereits 2016 angekündigte Umgestaltung des Platzes verzögert sich weiter.

Bei der Rotenturmstraße ging es hingegen zackig: Neben der 400 Meter langen Einkaufsstraße wurde auch auf Abschnitten der Ertlgasse, des Lichtenstegs, des Lugecks, des Fleischmarktes und des Rabensteigs gearbeitet. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Quadratmeter Granitplatten verlegt. Für die Fahrbahn selbst wurde Beton verwendet. Zwischen Schwedenplatz und Lichtensteg ist auch Radfahren gegen die Einbahn möglich. Zudem wurden im gesamten Bereich mehr Radabstellplätze geschaffen: Insgesamt wurden 52 neue Radbügel aufgestellt.

40 Parkplätze fallen weg

In heißen Sommermonaten sollen neben 16 neu gepflanzten Japanische Schnurbäumen auch zwei Fontänenbrunnen auf der Höhe Ertlgasse und Fleischmarkt für Abkühlung sorgen. Dazu kommen zwei Trinkbrunnen in der Einkaufsstraße. Am Fleischmarkt wurde eine Orientierungsstele errichtet. 24 Einzelbänke sollen künftig zum Verweilen einladen.

Auf der Rotenturmstraße dürfen Autofahrer künftig mit maximal 20 km/h unterwegs sein. Dem Verkehrsberuhigungsprojekt, das mehr Platz für Fußgänger vorsieht, mussten 40 Parkplätze weichen. Statt bisher 23 Taxistellplätzen gibt es nur noch 14.

Bezirkschef Figl boykottierte die Eröffnung

Bewusst boykottiert wurde die Veranstaltung von Markus Figl (ÖVP), dem Bezirksvorsteher der Inneren Stadt. Er bezeichnete den Planungsprozess als "vertane Chance" und kritisierte, dass das Prestigeprojekt ohne wirkliche Einbindung der Anrainer "durchgezogen" wurde. Er befürchtet außerdem durch die Begegnungszone eine Verkehrszunahme auf anderen Innenstadtstraßen. Zudem seien die 40 entfallenen Parkplätze nicht durch Anrainerstellplätze ersetzt worden.

Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Mireille Ngosso (SPÖ) freute sich hingegen über die Umgestaltung. "Unsere Forderung nach einer sinnvollen Umgestaltung für die Menschen ist damit erfüllt", sagte sie. Entspannte Einkaufstage vor Weihnachten mit viel Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger seien gesichert.

In nur wenigen Tagen, am 18. November, wird mit der Otto-Bauer-Gasse übrigens die nächste Begegnungszone eröffnet. Bis Herbst 2020 folgt die Neubaugasse. (krud, 14.11.2019)

Grafik: Der Standard