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Das Flugzeug wurde auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur – mit knapp dreihundert Passagieren an Bord – abgeschossen.

Foto: AP/Dmitry Lovetsky

Moskau – Im Fall der abgeschossenen malaysischen Passagiermaschine MH17, die 2014 über dem Kriegsgebiet Donbass im Osten der Ukraine abgeschossen wurde, haben Ermittler in den Niederlanden neue schwere Vorwürfe gegen Russland erhoben. Die Verbindungen zwischen der Führung der Separatisten in der Ostukraine und Russland seien enger als bisher bekannt, sagte Ermittler Andy Kraag vom internationalen Untersuchungsteam Joint Investigation Team (JIT) in einer Videobotschaft.

Das JIT veröffentlichte am Donnerstag Telefonmitschnitte, die beweisen sollen, dass die Separatisten direkten Kontakt zu russischen Regierungsbeamten hatten. Auf den Mitschnitten soll unter anderem Wladislaw Surkow, ein enger Berater von Kreml-Chef Wladimir Putin, zu hören sein. Nach Darstellung von Kraag gingen die Kontakte deutlich über militärische Hilfe hinaus. Das wäre eine Sensation, weil Russland vehement bestreitet, die Separatisten militärisch zu unterstützen oder sie zu steuern.

Vorwurf: Rebellen-Machtzentrale in Moskau

So sollen der selbsternannte frühere Regierungschef der Rebellen in der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, Alexander Borodaj, und dessen so bezeichneter damaliger Verteidigungsminister Igor Girkin (genannt Strelkow) Kontakt mit Surkow gehabt haben. Alle Verdächtigen sind in Russland.

Zeugenaufruf von Ermittler Andy Kraag vom Joint Investigation Team (JIT).

Kraag rief mit Blick auf die Mitschnitte Zeugen auf, sich bei den Ermittlern zu melden. Die Ermittler vom JIT versuchen seit Jahren, herauszufinden, von wem genau die Rebellen kontrolliert und kommandiert wurden. Der Vorwurf, dass das von der Machtzentrale in Moskau aus geschieht, steht seit langem unbewiesen im Raum. Russland bestreitet vehement, etwas mit dem Abschuss der MH17 am 17. Juli 2014 zu tun gehabt zu haben. Damals starben alle 298 Menschen an Bord.

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Die EU sicherte ihre Unterstützung zu, für die Opfer und ihre Hinterbliebenen Gerechtigkeit herzustellen.
Foto: Reuters/Alexander Ermochenko

Am Donnerstag hat Moskau die neuen Vorwürfe, wonach ein enger Berater Putins in Kontakt mit den Separatisten stand, zurückgewiesen. Das russische Außenministerium stellt die Echtheit der Telefonmitschnitte infrage. Die vom internationalen Untersuchungsteam JIT vorgelegten Informationen müssten nun von Experten überprüft werden. "Das Urteil war gleich gefällt worden. Alles andere bedeutet eine Anpassung des Materials an das Urteil", sagte Sprecherin Maria Sacharowa.

Vier Verdächtige

Im Juni hatte die Untersuchungskommission in den Niederlanden die Namen von vier Verdächtigen genannt, die für den Abschuss verantwortlich sein sollen. Zugleich hatte sie weitere Ermittlungen angekündigt.

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Russland will die Verdächtigen nicht ausliefern.
Foto: Reuters/Eva Plevier

Bisherigen Erkenntnissen zufolge wurde das Flugzeug auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur von Separatisten im Kriegsgebiet Donbass in der Ostukraine abgeschossen. Sie sollen mit dem russischen Luftabwehrsystem Buk eine Rakete auf die Maschine abgefeuert haben.

Damit erhielt der blutige Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den von Russland unterstützten Separatisten erstmals eine internationale Dimension. Bei dem Konflikt starben nach UN-Schätzungen bisher rund 13.000 Menschen.

Die Europäische Union sicherte ihre Unterstützung zu, für die Opfer und ihre Hinterbliebenen Gerechtigkeit herzustellen. Zugleich hatte sie Russland dazu aufgefordert, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. In den Niederlanden soll im März 2020 der Prozess gegen die vier Verdächtigen beginnen. Allerdings will Russland die Männer nicht ausliefern. (red, APA, 14.11.2019)