Der Haltungstrainer kann unter der Kleidung getragen werden und soll das Körperbewusstsein verbessern.

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Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Manchmal probiert sie Dinge aus und schreibt hier darüber.

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Ein Blick zu mir und schon drückt mein Gegenüber die Brust raus und die Schultern nach oben. Übersetzt aus der Körpersprache heißt das: Du sitzt krumm da, ich mach es besser. Ich verstehe den Hinweis sofort und richte mich auch auf. So hat beim Abendessen ein Gespräch über Körperhaltung stattgefunden, ohne dass jemand etwas gesagt hat. Das ist schön.

Und doch weiß ich dadurch: Ich sitze zu oft gebeugt da. Auch im Büro merke ich, dass ich, je später der Tag, immer weiter auf meinem Bürosessel zusammensacke. Obwohl ich weiß, dass eine gute Körperhaltung wichtig ist, vor allem wenn man den ganzen Tag an einem Schreibtisch sitzt.

Schultern fixieren

Dagegen helfen soll ein Haltungstrainer, den es unlängst um 6,99 Euro beim Hofer gab. Die schwarzen, gepolsterten Gurte trägt man wie einen Rucksack und stellt dann mit Klettverschlüssen ein, wie streng die Schultern fixiert werden sollen. Während des Tragens fällt es schwer, die Arme weit nach vorne zu strecken und die Schultern werden nach hinten gezogen. Tatsächlich ist die Haltung dadurch aufrechter.

Krumm dasitzen, den Kopf vorne übergebeugt auf den Händen abstützen oder den oberen Rücken abrunden fällt dadurch schwerer und erzeugt automatisch Spannung. Je nach Einstellung der Klettbänder sind überhaupt nur mehr starre Bewegungen möglich. Aus der Ferne sehe ich wohl aus, als hätte ich einen Hexenschuss oder eine Nackenverspannung, weil ich mich steif und roboterartig bewege.

Nicht automatisch

Nach längerer Zeit kann es aber dennoch passieren, dass ich gebeugt dasitze. Nämlich dann, wenn ich kurz vergesse, dass ich die Gurte trage. Die aufrechte Position kommt also nicht automatisch. Aber immerhin, das Teil erinnert mich an meine Haltung und schafft somit ein Bewusstsein fürs aufrechte Sitzen.

So lange kein Gewöhnungseffekt eintritt, wird diese Erinnerungsfunktion wohl auch bleiben. Also: ein sinnvolles Produkt. Das laut Anweisung auf der Verpackung übrigens höchstens vier bis sechs Stunden pro Tag getragen werden sollte. Auch unter der Kleidung, etwa am Arbeitsplatz oder beim Sport, wie auf der Verpackung steht. Oder beim Abendessen, wo ab jetzt ich die vorbildliche Aufrechtsitzerin sein werde. (Bernadette Redl, 17.11.2019)