Peter Schröcksnadel zur Causa Liensberger: "Sie war leider nicht gut beraten."

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Feldkirch/Wien – Und sie begegnen sich doch. Alles deutet darauf hin, dass die Vorarlberger Skirennläuferin Katharina Liensberger ihrem bisherigen Ausrüster Rossignol erhalten bleibt und einen Zweijahresvertrag abschließt. Am Freitag läuft die Frist aus, die Liensberger von Rossignol gesetzt wurde. Seitens des Skiverbands ÖSV und des Austria Ski Pools hieß es zuletzt, Liensberger würde die Saison versäumen, sollte sie die Unterschrift verweigern. Beim Auftakt in Sölden hatte die 22-Jährige wegen der Wickel um ihre Ausrüstung gefehlt.

Immerhin Olympia- und WM-Silber im Mannschaftsbewerb hat Liensberger schon geholt, vergangene Saison verbuchte sie als Dritte im Flachau-Nachtslalom ihren ersten Podestplatz und schloss den Slalomweltcup als Siebente ab, bei der WM fuhr sie als Vierte um 0,4 Sekunden an Bronze vorbei. Im Sommer wollte sie zu Kästle übersiedeln, die Firma sitzt nur wenige Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt und gibt ein Comeback im Rennsport.

"Nicht gut beraten"

Liensberger dachte, dass sie die Skimarke wechseln, aber weiterhin Lange-Schuhe anziehen kann, obwohl Lange zum Rossignol-Konzern gehört. Doch das hätte Pool-Regeln und, wie es von ÖSV-Seite hieß, "ungeschriebenen Gesetzen" widersprochen. Kästle hätte sich nämlich zunächst im Nachwuchs engagieren, sich nicht sofort im Weltcup engagieren sollen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sagt dem STANDARD: "Sie war leider nicht gut beraten."

Aus Liensbergers Sicht sind die Zores eher auf ein Missverständnis zurückführen. Tatsächlich deutet einiges auf Kommunikationsfehler beider Seiten hin. Schröcksnadel betont: "Wir haben uns sehr korrekt verhalten." Liensberger habe ihm geschrieben und ihn um Unterstützung gebeten. "Aber ich kann mich nicht in Verträge einmischen. Ich hab ihr nur geraten, sie soll sich auf den Sport konzentrieren." Das dürfte, wie dem ÖSV-Chef zu Ohren kam, auch passieren. Er ist überzeugt: "Sie unterschreibt."

"Will unbedingt fahren"

Bestätigung dafür erhielt DER STANDARD auch aus dem engeren Umfeld Liensbergers. Da hieß es: "Sie will unbedingt Ski fahren, und der Vertrag ist jetzt wohl die einzige Möglichkeit, dass sie bald zum Skifahren kommt." Bald ist freilich ein relativer Begriff. Von Montag bis Donnerstag trainierte Liensberger auf Rossignol-Skiern und gemeinsam mit den ÖSV-Kolleginnen in Hippach in Tirol. Dem Vernehmen nach ist sie nicht so schnell, wie sie gerne sein möchte. Das liegt weniger am Rossignol-Material denn daran, dass sie sich monatelang auf Kästle konzentriert und getestet hat.

Selbst für den Fall von Unterschrift und Hurra soll Liensbergers Slalomstart in Levi, Finnland (23. November), wackeln. Schröcksnadel will Liensberger Zeit geben, will ihr nicht noch mehr Druck machen. "Sie ist ein Talent, sie hat Potenzial. Keine Frage, sie wird auch Rennen gewinnen können." (Fritz Neumann, 14.11.2019)