Mina (Sabrina Amali) stellt sich am Landestheater Salzburg Identitätsfragen.

Tobias Witzgall

Kinder aus binationalen Ehen tragen meist eine besondere Geschichte mit sich. Insbesondere dann, wenn die Eltern auch aus verschiedenen Kulturkreisen kommen und sich die Familiengeschichte global aufspannt bzw. sich weit verzweigt. Vor einigen Jahren hat der syrisch-französische Autor und ehemalige Charlie Hebdo-Zeichner Riad Sattouf aus seiner eigenen Familienbiografie eine fabelhafte mehrteilige Graphic Novel gemacht. In Der Araber von morgen beschrieb er mit nüchternem Witz die Schwierigkeiten seines Aufwachsens zwischen Frankreich und Syrien.

Was bei Sattouf eine gewisse Leichtigkeit hat, geht bei Sara Abbasi mit dramatischen Erkenntnissen einher. Die junge Autorin und Regisseurin fächert in einer persönlichen Stückentwicklung die Identitätsfragen einer zwischen den Kulturen hin- und hergezogenen Frau auf. In Mina, das in den Kammerspielen des Landestheaters Salzburg zur Uraufführung gelangt, geht die gleichnamige Protagonistin den Spuren ihrer "zweigleisigen" Vergangenheit nach, folgt eigenen Erinnerungen sowie Erzählungen ihrer Eltern, die aus Deutschland und dem Iran stammen.

Sara Abbasi selbst wurde im Iran geboren und wuchs in Deutschland auf, studierte Iranistik und Philosophie in Berlin, Paris und Teheran, wo sie Peter Stein kennenlernte, mit dem sie 2013 wiederum ans Burgtheater kam. Hier war sie drei Jahre lang Regieassistentin und inszenierte ebenda im Jänner 2018 "aquarellfein", wie es in der STANDARD-Kritik hieß, Noah Haidles Generationenstück Saturn kehrt zurück.

Die Titelrolle in Mina spielt Sabrina Amali, die ihrerseits autobiografische Erfahrungen einbringen kann. Sie wurde als Tochter einer Marokkanerin und eines Schweizers in Basel geboren. ( afze, 14.11. 2019)