Schwarze Leibchen mit türkiser Hose: Marko Arnautovic in der neuen ÖFB-Dress. Im Hintergrund: Otto Wagners Jugendstil-Ikone Kirche am Steinhof.

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Nicht nur bei den Koalitionären im Winterpalais, selbst unter Freunden der österreichischen Fußballnationalmannschaft setzt man sich aktuell intensiv mit politischer Farbenlehre auseinander. Schockiert mussten kritische Kurvengeher feststellen, dass die vom Österreichischen Fußballbund präsentierte neue Auswärtsdress voll und ganz dem Geschmack unseres Bald-wieder-Bundeskanzlers entsprechen dürfte: schwarze, schön slim-fit geschnittene Leibchen mit türkisfarbener Ornamentik, dazu knalltürkise Hosen, in denen Marko Arnautovics Beine wirken wie in Zuckerwatte gewickelte Baumstämme. "Echt jetzt?", fragten besorgte Sportfans im Internet. Spricht Sebastian Kurz auch da schon mit?

Beruhigung ist angebracht! Denn wenn die ÖFB-Mannen am Samstag das grüne Spielfeld (Sickerwitz) des Praterstadions betreten, um gegen Nordmazedonien vielleicht die EM-Teilnahme zu fixieren, repräsentieren sie neben der Sport- nunmehr endlich auch die Kulturnation: Unter dem Motto "Crafted from Culture" orientierten sich die Designer von Puma nämlich an Pastellfarben und Formensprache des Wiener Jugendstils – den man mittlerweile auch spielerisch verkörpere.

Endlich bekennt man sich damit auch zur altösterreichischen Soldatenweisheit, wonach Verluste zu Felde nur halb so schlimm sind, sofern sie in tadellosem Wichs erlitten werden. Dass man den elendsfaden, mit Erzfeind Deutschland geteilten schwarz-weißen Dressen und jenen in rot-weiß, die beide auf Kreuzfahrerhistorie verweisen, nun etwas Wiener Moderne hinzufügt, kann an dieser Stelle gar nicht hoch genug gepriesen werden.

Ja, man könnte die Sache sogar zur guten Sitte werden lassen und demnächst weitere Garnituren ersinnen: Wie wär's mit den Modellen Nitsch (Schüttoptik), Valie Export Action Pants (luftig im Schritt), Klimt (Gold blendet den Gegner), Hundertwasser (Biobaumwolle) oder ganz abgefahren: Arnulf Rainer (inkusive Gesichtsübermalung)? Schöne Zeiten für den heimischen Fußball. (Stefan Weiss, 15.11.2019)