Auf die Lunge achten: Auch E-Zigaretten können schaden.

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Die Liquids in E-Zigaretten können in seltenen Fällen zu einer potenziell lebensbedrohlichen Lungenentzündung führen, schreiben britische Lungenfachärzte in einem Fallbericht im Fachblatt "British Medical Journal". Anlass für die Warnung war der Atemstillstand eines 16-jährigen Teenagers, nachdem er den Dampf einer E-Zigarette inhaliert hatte.

Der Auslöser für die Reaktion dürfte eine übertriebene Immunantwort auf eine in der E-Zigaretten-Flüssigkeit enthaltene Chemikalie gewesen sein. Die Ärzte sprechen von einer Hypersensitivitätspneumonitis, bei der es in und um die winzigen Lungenbläschen und kleinsten Atemwege der Lunge zu Entzündungen kommt. Verursacht wird die Überempfindlichkeitsreaktion durch eingeatmete organische Stäube oder Chemikalien.

Der Jugendliche berichtete, dass er in der Woche zuvor unter Fieber, anhaltendem Husten und zunehmenden Atembeschwerden gelitten hatte. Die Symptome ließen sich auch durch Antibiotika nicht lindern. Als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, verschlechterte sich sein Zustand rapide, die Lunge versagte und konnte den Gasaustausch nicht mehr aufrechterhalten. Die Ärzte behandelten den Patienten mit einer sogenannten extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO). Dieses Verfahren funktioniert wie eine externe Lunge. Zusätzlich verabreichten die Ärzte dem 16-Jährigen intravenöse Antibiotika und Steroide. Zehn Tage später entwickelte der Patient eine schwere Muskelschwäche.

Antikörper im Blut

Im Gespräch mit den Medizinern berichtete der Jugendliche, dass er kürzlich angefangen hatte, häufig E-Zigaretten zu dampfen. Er konsumierte dabei zwei Liquids, die – abgesehen von den Aromen – die gleichen Inhaltsstoffe enthielten. Bis vor einem Jahr habe er auch noch Cannabis geraucht, erzählte er. Der Teenager gab außerdem an, dass er keinen Kontakt mit Nutztieren oder Vögeln gehabt hatte, der ebenfalls allergische Reaktionen der Atemwege hervorrufen kann.

Die Lungenuntersuchungen und Biopsien ergaben schließlich die Diagnose Hypersensitivitätspneumonitis, 35 Tage später konnte der Teenager das Krankenhaus verlassen. Doch fast zwei Monate nach seiner erstmaligen Aufnahme verspürte der Patient immer noch Symptome. Die Ärzte testeten seine Hautreaktivität mit einer winzigen Menge des Liquids, nahmen Blutproben und analysierten beide Dampfflüssigkeiten. Die Analyse zeigte, dass gegen eine der beiden Flüssigkeiten mehr Antikörper im Blut vorhanden waren.

Zwei Lektionen

Nach 14 Monaten besserten sich schließlich die Symptome des Patienten, und der Zustand seiner Lunge normalisierte sich wieder. Die Ärzte betonen allerdings, dass nicht restlos geklärt sei, ob tatsächlich ein Inhaltsstoff des Liquids die Hypersensitivitätspneumonitis ausgelöst hat.

Die Autoren des Berichts geben dennoch an, zwei wichtige Lektionen gelernt zu haben: "Die erste ist, dass als Auslöser für atypische Atemwegserkrankungen auch immer der Konsum von E-Zigaretten berücksichtigt werden sollte. Die zweite ist, dass E-Zigaretten nicht unbedingt sicherer sind als Tabak." (red, 17.11.2019)