Dieter Schnebel wird bei Wien Modern präsentiert.

Carolin Naujocks

Wien Modern hat bereits drei Jahrzehnte Historie angesammelt. So gerät vielleicht in Vergessenheit, dass die Gründung des Festivals auf die Initiative des italienischen Dirigenten Claudio Abbado (1933– 2014) zurückgeht. Als Musikchef der Staatsoper und Generalmusikdirektor der Stadt Wien entfaltete Abbado in den später 1980ern sein vielschichtiges Wesen und betätigte sich also auch als Advokat der Moderne.

Das Festival gedenkt seiner am Samstag im Wiener Musikverein; Abbados Konzert präsentiert dabei Dieter Schnebels Sinfonie X für großes Orchester, Altstimme, Live-Elektronik und Tonband. Das RSO Wien wird das weltumrankende Riesenwerk des 2018 verstorbenen Komponisten in der Urfassung unter der Leitung von Baldur Brönnimann umsetzen.

Sechs gewichtige Sätze

Das Opus besteht aus sechs Sätzen und einigen Passagen, die als Zwischenspiele und Nachklänge fungieren. Die Sinfonie X erfasst den Hörer dabei auch im Foyer und auf den Gängen mit konkretem Material: Er hört urbane Lärmmusik, Natursounds und traditionelle Orchesterfragmente. Welt und Mensch, Natur und Kultur sollen hier in einen Dialog treten.

Schnebels Erzählung weckt vielleicht Interesse an weiteren Werken, die gewohnte Formate sprengen. Am Sonntag etwa ist Lera Auerbachs Demons +Angels (Mino ritenkirche, 16.00) zu hören. Es handelt sich dabei um ein Opus für Chöre sowie Streich- und Saxofonquartett, das bis zum finalen Ton 180 Minuten braucht. (Ljubisa Tosic,15.1.,2019)