Werden derzeit vermehrt gesichtet: GIS-Zahler.

Foto: APA Harald Schneider

Knapp mehr als eine Milliarde Euro wird der ORF 2019 einnehmen, fast zwei Drittel davon aus GIS-Gebühren. Im kommenden Jahr bekommen diese Rundfunkgebühren eine noch gewichtigere Rolle bei der Finanzierung von Österreichs weitaus größtem Medienkonzern – der ORF rechnet mit weiteren Rückgängen in der Werbung, vor allem im Fernsehen. Das steht nach STANDARD-Infos im Budgetplan des ORF, den seine Stiftungsräte am Montag im Finanzausschuss diskutieren.

Sieben Millionen weniger mit Werbung

Die Werbeeinnahmen des ORF blieben schon im laufenden Jahr unter den Erwartungen: 226,7 Millionen waren budgetiert, daraus dürften nach aktuellem Stand rund 218 Millionen werden. Für 2020 budgetiert der öffentlich-rechtliche Riese mit knapp 211 Millionen Euro. Die Summe umfasst klassische Online-, Radio- und Fernsehwerbung ohne Sonderwerbeformen.

Die TV-Werbung macht rund zwei Drittel der klassischen Werbeerlöse im ORF aus, und just dieser wichtigste Teil schwächelt jedenfalls seit Anfang 2019. Nicht allein im ORF – die Konkurrenz digitaler Bewegtbildwerbung macht der gesamten Branche zu schaffen. Aber im ORF besonders – seit Senderchefin Lisa Totzauer dem bisherigen Kaufseriensender ORF 1 auftragsgemäß mehr österreichische Identität verpasst, sinken die Quoten. ORF 1 ist der Kanal für die Werbezielgruppe zwischen zwölf und 49 Jahren.

Die Entwicklung von ORF 1 wird die Stiftungsräte auch am Montag in der außertourlichen Sitzung des Finanzausschusses beschäftigen.

Fünf Millionen mehr mit GIS-Gebühren

Umso erfreulicher entwickeln sich die GIS-Gebühren für den ORF: Mit voraussichtlich fast 643 Millionen Euro 2019 liegt der ORF ein Stück über den geplanten 638,6 Millionen. Die ORF-Gebührentochter verzeichnet wie berichtet – nach Angaben aus dem ORF – derzeit so viele Anmeldungen wie noch nie. GIS-Chef Harald Kräuter bestätigte die positive Entwicklung, er führt sie auf die "konsequente Arbeit der GIS", eine höhere Zahl von Haushalten und auch auf die Stimmung in der Bevölkerung gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurück.

Die Stimmung soll nach den Erwartungen der ORF-Budgetplanung auch 2020 anhalten: Gut 647 Millionen Euro erwartet der öffentlich-rechtliche Rundfunk im kommenden Jahr aus GIS-Gebühren, fast fünf Millionen mehr als für 2019 erwartet.

Unter dem Strich budgetiert der ORF nach STANDARD-Infos mit 999,8 Millionen Euro Umsatz im kommenden Jahr (ORF als Einzelunternehmen ohne Tochterfirmen von ORS bis Enterprise). Das Ergebnis soll ebenso ausgeglichen sein wie der Cashflow.

Die Eigenkapitalquote des ORF soll 2020 ein Stück steigen – von 15,3 auf 17,2 Prozent der Bilanzsumme.

149 Jobs weniger

Der Personalstand im ORF soll 2020 weiter ein gutes Stück sinken – von 3.071 auf dann 2.922 Vollzeitjobs. Der ORF verpflichtete sich 2016 beim Beschluss der jüngsten GIS-Erhöhung um 6,5 Prozent gegenüber den Stiftungsräten, bis 2021 300 Millionen Euro und 300 Jobs einzusparen.

1,3 Millionen extra für die Landesstudios

Für die neun ORF-Landesstudios soll es 2020 ein Sonderbudget von 1,3 Millionen Euro geben – allerdings nicht unbedingt für jene zusätzlichen Regionalsendungen, die sich die Länder-Stiftungsräte in einem weiteren Forderungskatalog wünschen, den sie am Montag ORF-Chef Alexander Wrabetz überreichen wollen.

"Huach amoi zua"

Budgetiert sind mit dem Betrag etwa die Nachfolgesendung von "Klingendes Österreich" mit dem kolportierten, besonders gediegenen (Arbeits?)-Titel "Huach amoi zua". Das regionale Sonderbudget gilt zudem dem Jubiläum 100 Jahre Salzburger Festspiele im zuständigen Landestudio, einem großes Live-Event im Landesstudio Oberösterreich, 100 Jahren Volksabstimmung in Kärnten und den Landtagswahlen in Burgenland und Wien.

Das jüngste Forderungspapier der Bundesländer-Stiftungsräte erzählte der Salzburger Vertreter Matthias Limbeck schon den "Salzburger Nachrichten": höheres Budget, mehr Sendeflächen in ORF 2, darunter "mindestens" fünf Sondersendungen im Hauptabend aus den Landesstudios, täglich weitere vier Minuten "Bundesland heute" am späteren Abend (vor Jahren nannte ORF-General Wrabetz eine solche Länder-Kurzsendung etwa vor der "ZiB 2" einmal ein "Programmwimmerl"), "Universum Spezial"-Folgen aus Grenzregionen der Bundesländer und tägliches Kulturmagazin der Länder um 18.30 Uhr auf ORF 2 im Festspielsommer von Juni bis August.

Wesentliches Thema im Finanzausschuss am Montag und bei der Budgetplanung 2020: die Social-Streaming-Plattform ORF On, bisher meist unter dem Stichwort ORF-Player behandelt. Sie soll nach ORF-Angaben 2020 starten – soweit das ORF-Gesetz es schon zulässt. Der ORF darf bisher etwa keine eigenen Sendungen für Onlineplattformen produzieren, sie müssen zunächst im klassischen Fernsehen oder Radio laufen; höchstens sieben Tage Abruf nach Ausstrahlung (mit Ausnahmen) behindern ebenfalls das millionenschwere Großprojekt des ORF.

Der Stiftungsrat soll das ORF-Budget für 2020 am 12. Dezember beschließen. (fid, 15.11.2019)