Volkswagen will binnen zehn Jahren 26 Millionen E-Autos auf den Markt bringen.

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Wolfsburg/Ingolstadt – Ausgestattet mit einem üppigen Milliardenbudget für Investitionen will der deutsche Volkswagen-Konzern im Rennen mit Tesla um die Führung in der Elektromobilität Fahrt aufnehmen. In den kommenden fünf Jahren plant der weltgrößte Autobauer, knapp 60 Milliarden Euro in klimaschonende Antriebe, selbstfahrende Autos und die Digitalisierung zu stecken.

Das beschloss der Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns am Freitag, wenige Tage nach der überraschenden Ankündigung von Tesla-Chef Elon Musk, in Brandenburg ein neues Werk für E-Autos zu errichten. Während die hohen Ausgaben für neue Antriebe Daimler zum Sparen zwingen, kann Volkswagen dank sprudelnder Gewinne aus dem Vollen schöpfen.

"Tempo erhöhen"

"Wir erhöhen in den folgenden Jahren mit unseren Investitionen noch einmal das Tempo", erklärte Konzernchef Herbert Diess. "Wir wollen unsere Skalenvorteile nutzen und größtmögliche Synergien heben." Angesichts der sich eintrübenden Konjunktur will VW zugleich die Produktivität weiter steigern.

"Ohne einen schnellen Wechsel zur Elektromobilität können wir den Kampf gegen den Klimawandel nicht gewinnen", sagte Diess weiter. Der Elektroantrieb sei die einzig wirksame Alternative zum Verbrennungsmotor, die sich sofort zu vertretbaren Kosten realisieren lasse. Diess widersprach der Darstellung, es handle sich dabei um eine Wette auf die Zukunft. Bei Volkswagen sei die E-Mobilität Teil der Strategie und befinde sich mitten in der Umsetzung.

Diess machte überdies klar, dass Volkswagen nicht die Absicht habe, mit Tesla zu kooperieren. "Wir haben unterschiedliche Ansätze. Dennoch verfolgen wir Tesla natürlich sehr aufmerksam. Tesla ist sehr schnell." Der US-Elektroautobauer sei in vielen Dingen für VW auch Maßstab und Vorbild. Von den traditionellen Autobauern sei Volkswagen "derjenige, den sie vielleicht ernst nehmen".

75 Elektro-Modelle

Binnen zehn Jahren plant Volkswagen bis zu 75 reine Elektro-Modelle, bisher waren bis 2028 etwa 70 Modelle vorgesehen. Das Geld für die Investitionen will VW weiter sowohl durch den Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft als auch durch Sparprogramme selbst erarbeiten. Das heißt auch, dass weiterhin Arbeitsplätze verloren gehen, weil das Arbeitsvolumen in der Elektromobilität geringer ist als bei herkömmlichen Verbrennern.

In China stellt VW die Werke in Foshan und Anting für den Bau batteriegetriebener Fahrzeuge um, dort soll die Produktion 2020 losgehen. In seinem US-Werk in Chattanooga will VW ab 2022 ebenfalls Elektroautos fertigen. Dort wurde gerade mit dem Bau einer Montagelinie für vollelektrische Fahrzeuge begonnen. In einer ersten Welle will der Konzern bis 2029 weltweit 26 Millionen E-Mobile auf die Straßen bringen, der größte Teil auf Basis de neuen Plattform MEB. Bisher waren bis 2028 bei etwa 70 neuen Modellen rund 22 Millionen Stück projektiert. Ziel der Mammutausgaben ist es, den Ausstoß der Fahrzeugflotte an klimaschädlichem CO2 zu senken, um die schärferen Klimavorgaben zu erfüllen. (APA, 15.11.2019)