Die Schneefälle der vergangenen Tage sorgen in Teilen Österreichs für massive Gefahren und Behinderungen. Im Bild lädt ein LKW Schnee in der Drau ab.

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Ein Murenabgang im Pinzgau.

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Im Ortsteil Badbruck in der Gemeinde Bad Gestein im Salzburger Pongau ist am Sonntag gegen Mitternacht eine Mure auf zwei Wohnhäuser niedergegangen. Das teilte Franz Wieser, Leiter des Medienzentrums des Landes, mit. Eine Person konnte verletzt geborgen werden, eine weitere Person war in dem Haus eingeschlossen. Die Einsatzkräfte hatten Sprechkontakt zu der betroffenen Person. Gegen drei Uhr Morgens meldeten die Einsatzkräfte dann, dass auch die zweite Person aus dem Wohnhaus befreit werden konnte.

Die Unwetterlage war bereits am Wochenende kritisch. Die obersteirische Gemeinde Stadl an der Mur (Bezirk Murau) wurde am Sonntagabend vom steirischen Katastrophenreferenten und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer zum Katastrophengebiet erklärt. Am Nachmittag wurden zunächst 15 Wohnhäuser aufgrund einer drohenden Hangrutschung evakuiert. Weitere Hänge begannen abzurutschen, hieß es in der Mitteilung.

Laut Auskunft des Büros des Katastrophenreferenten traten in der rund 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde aufgrund der schweren Regenfälle mehrere Bäche über die Ufer und weitere Hangrutschungen waren zu befürchten. Mit den örtlichen Kräften könne die Situation nicht mehr bewältigt werden.

Zivilschutzalarm in Salzburg und Kärnten

Nach den anhaltenden Regenfällen haben die Salzburger Bezirkshauptmannschaften Lungau und Pongau für mehrere Gemeinden am Sonntagnachmittag eine Zivilschutzwarnung ausgegeben. In weiten Teilen des Bundeslandes wurden die Bewohner wegen der Muren- und Hochwassersituation dringend angehalten, ihre Wohnhäuser nicht zu verlassen.

Vom Zivilschutzalarm betroffen waren die Orte Muhr im Lungau sowie Großarl, Hüttschlag und Bad Hofgastein im Pongau. Es wurden außerdem 54 Häuser wegen drohender Hangrutsche evakuiert. Im Pinzgau waren vor allem Zell am See, Viehofen, Saalbach, Lend-Embach, Rauris, Taxenbach, Fusch, Piesendorf, Niedernsill, Uttendorf, Königsleiten und Stuhlfelden betroffen.

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Frau durch Mure schwer verletzt

Gleiches gilt auch für die Bewohner der Gemeinde Flattach/Bezirk Spittal in Kärnten. Aufgrund der starken Regenfälle und der Gefahren, die von umstürzenden Bäumen ausgehen, wurde auch hier Zivilschutzalarm verhängt. Die Ortschaften Schwaig und Gendorf im Bezirk Spittal an der Drau sind wegen Murenabgängen von der Außenwelt abgeschnitten.

Zu einem weiteren Murenabgang ist es am Sonntagnachmittag in Reißeck ebenfalls im Bezirk Spittal an der Drau gekommen. Dabei wurde gegen 17 Uhr ein Stallgebäude so stark beschädigt, dass eine 34-jährige Frau, die gerade mit Fütterungsarbeiten von 26 Kühen beschäftigt war, durch die Bretterwand der Tenne etwa acht Meter in die Tiefe stürzte, gab die Polizei am Sonntagabend bekannt. Bis dato konnte noch nicht festgestellt werden, ob und wie viele Kühe im Stall durch den Murenabgang verendeten, heißt es bei der Polizei.

Auch die Stromversorgung leidet unter der extremen Wettersituation. In Kärnten und Osttirol sind insgesamt 3.300 Haushalte ohne Strom.

Schulen bleiben geschlossen

Sämtliche Schulen im Bezirk Spittal/Drau sowie ein Bildungszentrum im Bezirk Hermagor bleiben am Montag geschlossen. Angesichts der Lawinengefahr, starker Regenfälle und zahlreicher Straßensperren gehe die Sicherheit und das Wohlergehen der Schüler vor, gab Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Sonntag bekannt.

Begründet werden die Schulschließungen damit, dass sich die Situation im Bezirk in den Nachmittagsstunden dramatisch zugespitzt habe. So gab es infolge des anhaltenden Starkregens zahlreiche Muren und Rutschungen, Straßensperren auf der Kleinkirchheimer Straße (B88), der Großglockner Straße (B107) sowie der Mölltal Straße (B106) und es bestand hohe Lawinengefahr im Bereich des oberen Mölltals.

Günstigere Prognose für Lavamünd

Positive Nachrichten gab es für Lavamünd (Bezirk Wolfsberg) in Kärnten, die Hochwasserwelle dürfte geringer ausfallen als ursprünglich vorhergesagt. Die Prognosen für Lavamünd (Bezirk Wolfsberg) haben sich verbessert, teilte der Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) nach der Sitzung des Landeskrisenstabes mit. Mit einer maximalen Absenkung der Staubecken versuchte man, so viel Wasser wie möglich vorab abzufangen.

An kleineren Gewässern in den Bezirken Feldkirchen, Villach, St. Veit und Klagenfurt-Land könnten nach wie vor lokal kleinräumig Überflutungen auftreten. In Villach ist seit Samstagfrüh aufgrund eines drohenden Hochwassers der Drau an der Draulände der Rad- und Gehweg sowie die Fußgängerbrücke über die Schütt gesperrt worden. Eine Entspannung wurde für Mitternacht beziehungsweise die frühen Morgenstunden am Montag erwartet, teilte die Stadt Villach mit.

Lavamünd rüstet sich gegen das drohende Hochwasser.
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Lawinen in Tirol

Die anhaltenden starken Schneefälle haben zu Lawinenabgängen und Hangrutschen in Ost-, Nord- und Südtirol geführt. In Prägraten in Osttirol und im Martelltal in Südtirol gingen Lawinen in ein Dorf ab. Mehrere Häuser im Einzugsgebiet und aus weiteren Gefahrenbereichen wurden vorsorglich evakuiert. Verletzte gab es keine. Bei Mauls war eine Mittelspannungsleitung auf die Brennerautobahn, die Eisenbahngleise und die Staatsstraße gestürzt. Jeglicher Verkehr zwischen Brixen und Sterzing war dadurch unterbrochen.

Die Lawine im Martelltal.

In der Nähe der Talstation des Stubaier Gletschers erfasste eine Lawine einen mit sechs Personen besetzten Kleinbus aus Deutschland. Verletzte gab es keine. Die Straße zum Stubaier Gletscher musste nach dem Lawinenabgang gesperrt werden. Sie kann voraussichtlich erst am Montag wieder geöffnet werden, teilte das Land Tirol mit. Rund 250 Personen waren somit beim Gletscherskigebiet eingeschlossen. Sie wurden im Hotel bei der Talstation und in weiteren Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahn untergebracht und versorgt.

Aus Sicherheitsgründen mussten weitere Straßen gesperrt bleiben, darunter etwa die Felbertauernstraße, die Gailtalstraße (B111), die Defereggentalstraße (L25) und die Kalser Straße (L26).

Die Lawinensituation blieb mit Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala angespannt. "Gleitschneelawinen bilden die Hauptgefahr. Schneebrettlawinen aus hohen Einzugsgebieten sollten nur mehr in besonders windbeeinflussten Bereichen spontan abgehen", erklärte Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol. Eine Wetterberuhigung war laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erst am Sonntag in den späten Abendstunden zu erwarten. Gegen Mitternacht sollen die Niederschläge zur Gänze aufhören.

Die Bildungsdirektion Tirol empfahl allen Schulleitern, auch am Montag die Schulen in Osttirol noch geschlossen zu halten.

Ein Blick auf Dölsach in Osttirol.
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Entspannung erst am Mittwoch

Der Montag sollte laut Prognose im Süden trocken und mit etwas Sonnenschein verlaufen. Bereits in der Nacht auf Dienstag und am Dienstag selbst kann es jedoch in Osttirol und Oberkärnten stellenweise wieder kräftig regnen und schneien. Am Mittwoch sollten die Niederschläge dann rasch abklingen und eine Entspannung der Lage einsetzen. Die restliche Woche bringt nach aktuellem Stand der Prognosen dann keine größeren Regen- und Schneemengen. Weiterhin seien Probleme durch umstürzende Bäume, Überschwemmungen und Hangrutschungen möglich und die Lawinengefahr bleibt hoch. (APA, red, 18.11.2019)