Wo ist die SPÖ?

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In den vergangenen Tagen hat sich Österreich wieder einmal als politische Sumpflandschaft entpuppt. Ob Casinos-Affäre, Nationalbank-Postenschacher oder Verfassungsschutz: Mit jeder Woche werden die Dauerskandale unappetitlicher. Fast alle potenziellen Oppositionsparteien zögern nicht, daraus Kapital zu schlagen: Die Neos-Aufdeckerin Stephanie Krisper gewinnt an Profil; Herbert Kickl nutzt die Lage für einen Frontalangriff auf die ÖVP. Und die Grünen werden medial als Zünglein an der Waage inszeniert, wenn es um U-Ausschüsse geht.

Aber was ist eigentlich mit der Sozialdemokratie, der zweitstärksten Partei Österreichs? Die fiel vergangene Woche erstens dadurch auf, dass sich Parteichefin Pamela Rendi-Wagner lächelnd vor einer Werbetafel mit Signa-Logos fotografieren ließ, die im Zuge des "Törggelen“-Events von Milliardär René Benko dort aufgestellt worden war. Und zweitens damit, dass Hans Peter Doskozil sich mit einem Krone-Interview voller Querschüsse zurückmeldete.

Klar: Die SPÖ hat dank jahrzehntelanger Regierungsbeteiligung mehr Erfahrung im Zu- als im Aufdecken. Und sie ist ein behäbiger Tanker, bei dem man das Gefühl hat, jede Presseaussendung müsse durch das Bundesparteipräsidium abgesegnet werden. Aber es gibt fähige Aufdecker in den eigenen Reihen, etwa Kai Jan Krainer. Warum die nicht entsprechend Wirbel machen (dürfen), ist nicht nachzuvollziehen. So wirkt die SPÖ, als wäre sie im Koma. (Fabian Schmid, 19.11.2019)