Geschäftsführer Bernhard Neuhold (Mitte) kann die Endrunde für den ÖFB noch nicht planen.

Foto: APA/EXPA/DOMINIK ANGERER

Wien – Am 30. November, nach der Auslosung in Bukarest, wird Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer des österreichischen Fußballbundes (ÖFB), noch gescheiter sein. Erst dann kann die Endrunde (ab 12. Juni 2020), die in zwölf Ländern und Städten ausgetragen wird, im Detail geplant werden. Wobei eine winzige Unsicherheit bleibt. Denn die letzten vier der 24 Startplätze werden erst Ende März im Playoff der Nations League vergeben. Sollte es ein Gastgeberland auf diesem Wege doch noch schaffen, würde es die Gruppenphase auf jeden Fall in der Heimatstadt bestreiten. Also müsste am 1. April neu geordnet werden. Neuhold: "Die Wahrscheinlichkeit ist gering, 19 von 20 Mannschaften werden nicht betroffen sein."

Notgeburt

Die Idee der paneuropäischen Veranstaltung hatte Michel Platini, seinerzeit Boss des europäischen Verbandes (Uefa). Allerdings wurde sie in einer gewissen Not geboren. Es gab nur einen Bewerber, die Türkei. Und das wollte man nicht, also bekam 2012 Europa den Zuschlag. Da die erste EM 1960 stattgefunden hatte, verkaufte man das als 60-jähriges Jubiläum. Vor sieben Jahren gab es zwar schon Klimaprobleme und den CO2-Ausstoß, aber sie wurden nicht thematisiert. Nun hat man das Schlamassel. Die Gruppe A wird etwa in Rom und Baku abgewickelt, der Flug dauert mit Rückenwind rund sieben Stunden. Mit dem Auto hat man mehr als 4000 Kilometer zurückzulegen. Neuhold: "Die Veranstaltung ist vor allem aus heutiger Sicht kein Ruhmesblatt. Sie wird wie eine Qualifikation ablaufen. Bisher war es so, dass sich ein Land präsentieren konnte." Leidtragende sind neben dem Klima auch die Fans. "Es wird extrem teuer."

Neuhold hätte mit der Gruppe F, die in München und Budapest stattfindet, die größte Freude, die wenigste Arbeit. Vorerst angedacht ist ein Teamquartier in Österreich, man würde nach den Spielen immer wieder heimfliegen. Bad Tatzmannsdorf oder Stegersbach drängen sich auf, unterschrieben ist noch nichts, das Burgenland ist aber Sponsor.

9,25 Millionen Euro Startgeld

Wirtschaftlich zahlt sich die Teilnahme aus. 9,25 Millionen Euro beträgt das Startgeld, ein Sieg bringt 1,5 Millionen. Allerdings sind diese Summen brutto. Die Kosten sind bedeutend höher als jene 2016 in Frankreich. Prämien für Spieler und Trainer, Flugtickets, Hotelübernachtungen müssen abgezogen werde. Der ÖFB hat ein Jahresbudget von knapp 50 Millionen. Der Nettogewinn aus der EM wird reinvestiert. In den Nachwuchs, in die Infrastruktur, auch der Frauenfußball könnte profitieren. Ein Nationalstadion geht sich nicht aus. Neuhold: "Es wird eine logistische Herausforderung." (Christian Hackl, 17.11.2019)

Fußball zwischen Dublin und Baku

Die Endrunde 2020 wird am 30. November in Bukarest ausgelost.

Alle Teilnehmer stehen allerdings erst Ende März fest, da sich noch vier Teams über das Playoff der Nations League qualifizieren können. Das EM-Eröffnungsspiel steigt am 12. Juni in Rom (Stadio Olimpico), das Finale am 12. Juli in London (Wembley). Die Achtelfinalspiele steigen in Bukarest, London, Amsterdam, Bilbao, Glasgow, Dublin, Kopenhagen und Budapest. Spielorte für die Viertelfinali sind München, Baku, Rom und St. Petersburg. Die Semifinalmatches werden in London ausgetragen.

Gruppe A: Rom, Baku

Gruppe B: Kopenhagen, Sankt Petersburg

Gruppe C: Amsterdam, Bukarest

Gruppe D: Glasgow, London (Wembley)

Gruppe E: Bilbao, Dublin

Gruppe F: Budapest, München