Firefox hofft auf einen neuen Aufschwung.

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Blickt man auf aktuelle Statistiken sieht die Browserwelt ziemlich eintönig aus. Während die konkreten Zahlen leicht variieren, sind sich die Marktforscher weitgehend einig, dass Googles Chrome derzeit auf 70 bis 80 Prozent alle Smartphones, Tablets und PCs zum Einsatz kommt. Da wird es für kleiner Konkurrenten natürlich erheblich schwieriger, doch einer davon will sich nicht so einfach geschlagen geben.

Großes Vorhaben

Firefox kämpfe nicht weniger als für die Zukunft des Webs, umreißt es der britische Guardian in einem aktuellen Artikel, für den man Mozilla-Vorsitzende Mitchell Baker interviewt hat. Mit einem Fokus auf den Schutz der Privatsphäre habe das Unternehmen sich in den vergangenen drei bis vier Jahren Jahren neu aufgestellt, betont diese. Und das heißt auch, dass es längst um mehr geht als einfach nur Marktanteile zu sammeln. Als größte Widersacher auf diesem Weg sieht Mozilla Google und Apple, den beiden gehe es im Kern nicht um die Freiheit des Webs, ist Baker überzeugt. Während Google einfach Werbung verkaufen will, geht es Apple darum mehr iPhones abzusetzen – und zu verhindern, dass die Nutzer auf Android wechseln.

Einfache Logik

Generell sei es absurd anzunehmen, dass sich der Browser einer Werbefirma je ernsthaft mit der Werbebranche anlegen wird, streicht Baker den Schwachpunkt bei Google heraus. Und genau diesen will man mit dem eigenen Angebot gezielt angreifen. So hat der Firefox in den letzten Jahren immer neue Features eingeführt, um das seitenübergreifende Verfolgen der Nutzer zu unterbinden – oder zumindest zu erschweren. Ein Beispiel dafür: Seiten wie Facebook laufen nun in einem eigenen Container, um zu verhindern, dass der Betreiber des sozialen Netzwerks exakt nachverfolgen kann, wo man sich im Web bewegt – und diese Daten dann mit dem eigenen Account zu verbinden.

Auch jenseits des Browser will Mozilla den Nutzern Privacy-fokussierte Dienste anbieten. So gibt es etwa mit Lockwise einen eigenen Passwortmanager des Unternehmens, und ein schlicht Send genanntes Tools hilft beim sicheren Transfer von einzelnen Dateien. Zudem arbeitet Mozilla derzeit an einem eigenen VPN, den man den Nutzern dann anbieten will – nicht zuletzt mit dem Gedanken hier eine neue Einnahmequelle zu finden. Immerhin finanziert sich Mozilla weiterhin fast zur Gänze über Deals mit Firmen wie Yandex oder – ausgerechnet – Google, damit deren Suchmaschinen als Default eingestellt werden.

Apple ist kein Partner

Baker betont bei all dem, dass man Apple nicht als Partner im Kampf für die Privatsphäre sieht. Die laut vorgetragenen Privacy-Versprechen des Unternehmens nehme man zwar durchaus ernst, im Endeffekt gehe es dabei aber vor allem darum, die Nutzer im eigenen Ökosystem zu halten. Und das sein in mancherlei Hinsicht sogar noch schlimmer als der Ansatz von Google. Denn während man unter Android problemlos alternative Browser anbieten kann, sehe man sich bei Apples iOS mit massive Einschränkungen konfrontiert. Die wichtigste davon: Sämtliche Anbieter müssen Apples eigene Rendering Engine Webkit verwenden. Im Endeffekt sind damit alle iOS-Browser nicht viel mehr als unterschiedliche Oberflächen für dasselbe Produkt. Dies behindert auch die Innovation, da Apple hier im Alleingang bestimmt, welche neuen Web-Features unter iOS nutzbar sind – und welche nicht. Und als ob das noch nicht reichen würde, verbietet Apple auch noch andere Browser als seinen eigenen Safari als Standardauswahl zu setzen.

Relevanz

Ganz allgemein erinnert Baker daran, wie wichtig der Kampf um die Freiheit des Webs ist. Man habe nur allzu gut in Erinnerung, wie es Anfang der 2000er-Jahre war, als Microsoft mit seinem Internet Explorer alles dominierte. Eine solche Dominanz – und die Gefahr eines Stillstands – gilt es zu verhindern. (apo, 18.11.2019)