Die Proteste dürften sich auch gegen die türkische Präsenz in der nordsyrischen Stadt al-Bab richten.

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Al-Bab – Nach einem tödlichen Anschlag in der nordsyrischen Stadt Al-Bab ist am Sonntag bei Zusammenstößen mit der Polizei ein Demonstrant getötet worden. Zu den Ausschreitungen vor dem Polizeihauptquartier der türkisch kontrollierten Stadt kam es, nachdem die Polizei einen Verdächtigen festgenommen hatte, wie die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" erklärte.

Demnach forderten die Demonstranten, dass der Verdächtige in Al-Bab hingerichtet werde. In der Stadt im Norden der Provinz Aleppo waren am Samstag bei der Explosion einer Autobombe 19 Menschen getötet worden, darunter 13 Zivilisten. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Die Türkei machte jedoch die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) verantwortlich, die große Teile von Nordsyrien kontrollierten, bevor die türkische Armee sie im Zuge mehrerer Offensiven von der Grenze zurückdrängte.

Keine Verbindungen zur YPG

Am Sonntag meldete das türkische Verteidigungsministerium die Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers des Anschlags. Laut der Beobachtungsstelle wurde er nach Überprüfung der Aufnahmen der Überwachungskameras gefasst. Demnach wurde er in das Polizeihauptquartier von Al-Bab gebracht, um an die Türkei ausgeliefert zu werden. Als dies bekannt wurde, versammelten sich mehrere hundert Menschen vor dem Gebäude.

Die Beobachtungsstelle erklärte unter Berufung auf Quellen vor Ort, dass der Verdächtige aus einem Dorf bei Al-Bab stamme und keine Verbindungen zur YPG habe, sondern Anhänger des "Islamischen Staats" (IS) gewesen sei, bevor er sich einer protürkischen Miliz angeschlossen habe. Al-Bab wurde eine Zeit lang von der IS-Miliz beherrscht, bevor die türkische Armee und verbündete Rebellen die Jihadistenmiliz 2017 daraus vertrieben. (APA, 18.11.2019)