US-Verteidigungsminister Mark Esper, Mitte, will sich schon bald über einen Geldregen aus Seoul und Tokio freuen dürfen. Seine Amtskollegen Jeong Kyeong-doo (Südkorea, links) und Taro Kono (Japan, rechts) sind über diese Perspektive nicht begeistert.

Foto: APA / AFP / South Korean Defense Ministry

Nach der Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg spielt Donald Trump nun in Ostasien mit der Angst vor dem Krieg: Bereits bisher hatte er Tokio und Seoul Freihandelsverträge aufgezwungen, die diese eigentlich nicht wollten – wegen der Angst um ihre Exporte aber schluckten. Nun geht der US-Präsident an die nächste Front: Die beiden engsten Verbündeten in Asien sollen für die Stationierung von US-Truppen auf ihrem Territorium viel tiefer in die Tasche greifen.

Von Südkorea verlangte US-Verteidigungsminister Mark Esper laut CNN vergangene Woche schon ab 2020 4,7 Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) für die 28.500 US-Soldaten im Land – fast fünfmal so viel wie derzeit. Das sei eine „klare und einfache Erpressung“, sagt der Korea-Experte Daniel Pinkston von der International Crisis Group, der am Ableger der Troy-Universität in Seoul unterrichtet. Auch wenn man die jetzige Zahl für zu niedrig halte, klinge das wie eine Schutzgeldforderung.

Widerspruch aus Tokio

Bald sickerte durch, dass auch Japan mehr zahlen soll: Der inzwischen zurückgetretene US-Sicherheitsberater John Bolton hatte im Juli laut der Nachrichtenagentur Kyodo von Außenminister Taro Kono und Verteidigungsminister Takeshi Iwaya ebenfalls das Fünffache der bisherigen Gegenleistung für die in Japan stationierten 54.000 US-Soldaten gefordert: neun statt 1,8 Milliarden Dollar. Nach Informationen des Magazins "Foreign Policy" verlangte Trump acht Milliarden. Jedoch widersprach Japans Außenminister Kono den Berichten.

Aber er kann sich das Dementi leisten: Der US-Vertrag mit Japan läuft erst im März 2021 aus, der Vertrag mit Südkorea jedoch schon Ende dieses Jahres. Daher kann die Regierung in Tokio entspannt beobachten, wie Südkorea die Forderung des gemeinsamen Sicherheitspartners pariert.

Neue Argumente

Bereits 2018 wollte Trump den Beitrag Seouls um 50 Prozent erhöhen, am Ende einigte man sich auf acht Prozent mehr. Diesmal bringen die USA neue Argumente vor: Südkoreas Eigenbeitrag fließe letztlich an die südkoreanischen Mitarbeiter der US-Truppen, sagte der US-Kommandant in Südkorea, General Robert Abrams, vergangene Woche unverblümt.

Dennoch dürfte Südkorea kaum nachgeben, da im April Parlamentswahlen anstehen. „Die Forderung und die Art, sie vorzutragen, könnten einen Antiamerikanismus auslösen“, warnte Bruce Klingner von der Heritage Foundation. Deswegen weckt das US-Vorgehen bei einigen Beobachtern den Verdacht, Trump suche nach einem Vorwand, um die Präsenz der Truppen in Südkorea zu verringern.

Großes Erpressungspotenzial

Das Erpressungspotenzial ist gewaltig: Sowohl Südkorea als auch Japan betrachten die US-Soldaten auf ihrem Gebiet als Faustpfand dafür, dass die USA sie im Kriegsfall tatsächlich verteidigen. „Die USA wollen offenbar Südkoreas Verwundbarkeit durch die atomare Bedrohung aus Nordkorea ausnutzen“, empörte sich ein Kommentar der rechten südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo".

Eine Verringerung oder gar ein Abzug der Truppen hätte wohl dramatische Folgen: Falls sich Japan und Südkorea nicht mehr auf den US-Atomschirm verlassen können, sähen sie sich womöglich gezwungen, sich selbst nuklear zu bewaffnen. Das dafür notwendige Plutonium und Know-how ist in beiden Ländern reichlich vorhanden. (Martin Fritz aus Tokio, 19.11.2019)