Land Rover Defender (seit 1948)
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Der Krieg ist der Vater aller Dinge, sagte Heraklit. Ganz stimmt die Sache bezogen auf Allrad ja nicht – die erste Bewährungsprobe machte dieser 1908, damals befuhr Staatssekretär Bernhard Dernburg mit dem „Dernburg-Wagen“ von Daimler die Kolonie Deutsch-Südwestafrika –, aber im Großen und Ganzen schon. Ohne den verallradeten Willys-Jeep – der Name Jeep ist phonetisch abgeleitet vom Kürzel G. P. (General Purpose) – hätte man den Krieg kaum gewonnen, kommentierte die US-Generalität nach ’45 fast einhellig. Heute am nächsten kommt dem Willys der Wrangler. Seit 1987 ist er auf dem Markt, mit über drei Millionen verkauften Exemplaren ein echter Renner, und er zählt eindeutig zu „Best of Gelände“.

Jeep Wrangler (seit 1987)
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Jetzt ist es einerseits so, dass der Name Jeep es geschafft hat, zum Synonym für Geländewagen schlechthin zu werden. Andererseits hat der bellizistische Amerikaner fast die gesamte Fahrzeuggattung aus der Taufe gehoben oder sie doch nachhaltig befruchtet. Nehmen wir zum Beispiel den Bündnispartner Großbritannien. Inspiriert vom Jeep, zeichnete Maurice Wilks der Legende nach 1947 seine erste Defender-Skizze in den Sand der walisischen Küste; ein Jahr später rollte der Wagen vom Band. So schnell ging das damals. Das Lenkrad war so weit rechts (oder links, je nach Region) positioniert, dass man den Kopf jederzeit aus dem Seitenfenster lehnen konnte zur Kontrolle, und mit seinen außergewöhnlichen Geländefähigkeiten eroberte er sich rasch die Regionen des (zerfallenden) britischen Weltreichs, und nicht nur die. Erst als die qualitativen Mängel überhandnahmen und die Japaner ihre unverwüstliche, unkaputtbare Konkurrenz auffuhren, ging Land Rover ein ganzer Kontinent verloren: Afrika. Wenn der Hersteller zwischen 1948 und 2016 dennoch in allen Versionen, darunter auch militärischen, über zwei Millionen des längst zum Klassiker gereiften Haudegens verkaufen konnte, so spricht das für sich.

Der Lada Taiga bzw. Niva (seit 1976)
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Mitsubishi Pajero (Seit 1982)
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Deutsches Echo

Eine andere Geschichte erzählt der Unimog. Er ist praktisch das deutsche Echo auf den Jeep. Die VW-Kübelwagen waren dem Willys ja nicht nur von der Stückzahl her, sondern auch offroad massiv unterlegen – was man vom Unimog, der im Gelände alle miteinander verblies und bis heute verbläst, nicht behaupten kann. Selbst der Name scheint angelehnt an das „General Purpose“: Universal-Motor-Gerät. Richtig, die sprachen bei Mercedes damals noch deutsch. Für den Kriegseinsatz kam der Unimog zu spät, die Konstruktion von 1945 mündete 1949 in das erste Serienmodell, seither sind für die kommunale Verwendung sowie die militärische (Dingo) zahlreiche Versionen im Einsatz, auch für Katastrophenfälle sowie in Land- und Forstwirtschaft, und sie gehen durch dick und dünn. Einziger Nachteil für Mercedes: Die Unimogs gehen nicht kaputt, laufen jahrzehntelang.

Ebenfalls militärische Wurzeln hat der Puch G, heute nur mehr als Mercedes G-Klasse geführt, aber weiterhin in Graz gebaut. Der G (=Geländewagen) ist, wie auch Haflinger und Pinzgauer, eine Entwicklung des genialen Konstrukteurs Erich Ledwinka: Er war und ist für viele der beste Geländewagen der Welt. Gebaut nach Hohlwegmaß, war/ist er auch in engen Schluchten einsetzbar, anders als der Hummer der Amis – der Ankauf des Militär-Gs scheiterte dennoch, weil, wie es damals hieß: zu kompliziert für den einfachen G. I.

Der Suzuki Jimny (seit 1998; im Bild die aktuelle Generation seit 2018)
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Mercedes G-Klasse (seit 1979, im Bild ein Puch G für die UN-Mission in Zypern)
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Toyota Land Cruiser (seit 1951)
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Nissan Patrol (seit 1951)
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Gemeinsame Standards

Dass die G-Zivilversionen im Lauf der Jahre immer nobler wurden, ist sattsam bekannt, die 2018 lancierte zweite Generation setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort, die protzt und schwelgt im Innenraum vor Luxus, und dass sie sich nun auch auf der Straße tadellos benimmt, ist ein Zugeständnis an die Klientel. Sie wissen schon, die Geldige. Beibehalten wurden aber, anders als beim Defender II, die Leiterrahmenkonstruktion und drei mechanische Sperren, und weil der Unimog ja nix für Privatkunden ist, heimst der geniale G die Lorbeeren ein, wenn es um die Verleihung des ultimativen Geländekönner-Prädikats geht: Geht nicht gibt’s nicht.

Kinder des Krieges

Hoppla, jetzt geht uns gleich der Platz aus. Wobei es gerade richtig spannend würde, denn die erfolgreichsten Geländewagenbauer sind die Japaner. Wiederum sind deren Entwürfe fast allesamt Kinder des Krieges – in dem Fall des Koreakriegs. Der schuf einerseits enormen Geländefahrzeugbedarf, andererseits sah man bei der US-Besatzungsmacht ja, womit die rumfuhren. Praktisch von jetzt auf jetzt kam es zu ersten (Nachbau-)Gehversuchen, die Resultate sorgen heute bei Freunden des Genres für leuchtende Augen: Toyota Land Cruiser! Nissan Patrol! Mitsubishi Pajero (Produktionsende 2018)! Suzuki LJ (ursprünglich für Australiens Armee entwickelt; mündete 1998 in den Jimny)!

Der Mercedes (seit 1951)
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Fiat Panda Cross (Panda 4x4; seit 1983)
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Vom zehnfachen Millionär Land Cruiser abgesehen genießt wohl der Jimny heute die größten Sympathien. Suzuki hat bei der Neuauflage alles richtig gemacht – schick und klein (3,65 m kurz) und wendig, leistbar, Leiterrahmen. Hängt dort, wo’s eng wird im Gelände, sogar die großmächtigen Gegner ab und zählt, wie die anderen hier genannten, eindeutig zu den fähigsten seiner Gattung. Wermutstropfen: elend lange Wartezeiten.

Zuvorletzt sei ein Typ erwähnt, den Sie hier vielleicht nicht erwartet hätten und der, wie der Jimny, zu den Lieblingsautos von Guido „der glu“ Gluschitsch zählt: Fiat Panda 4x4. 1983 haben die Italiener die „sympathische Kiste“ (alter Werbeslogan) erstmals lanciert, die heutige ultimative Ausbaustufe nennt sich Panda Cross 4x4, mit 3,58 m unterbietet er sogar den Jimny, im Geländeeinsatz bewegt er sich trotz selbsttragender Karosserie auf Augenhöhe mit dem Suzuki – unterm Strich: zwei erfreulich günstige, sympathische Kleine für das große Abenteuer.

Und damit kein Konfessionskrieg ausbricht um die besten Geländewagen aller Zeiten: Eh klar findet zuletzt auch der Lada Niva den ihm gebührenden Platz. In Österreich, und nur hier, hört er auf den Namen Taiga. Die Prototypen hatten noch einen Leiterrahmen. Das Serienmodel von 1976 vertraute dann auf selbsttragende Karosserie, permanenten Allrad und sperrbares Mitteldifferenzial. Von Qualität müssen wir nicht reden. Aber auch er, der Niva/Taiga, ist ein Geländevollprofi. Er kommt (fast) überall hin. (Andreas Stockinger, 30.01.2020)