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Proteste in Frankreich gegen sogenannte Femizide.

Foto: REUTERS / BENOIT TESSIER

Straßburg – Das Expertengremium des Europarats zu Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Grevio) hat Frankreich aufgefordert, bei der entsprechenden Gesetzgebung nachzubessern.

Die rechtliche Definition von sexueller Gewalt und Vergewaltigung beruhe nicht nur auf dem Fehlen einer freiwilligen Einwilligung, sondern erfordere den Einsatz von etwa Gewalt oder Drohung, erklärte das Gremium am Dienstag bei der Vorstellung seines ersten Berichts zur Situation in Frankreich. Mit der aktuellen Definition sei es schwierig, alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, so Grevio.

Mehr Unterkünfte für Frauen

Zudem gebe es in Frankreich nicht genügend Unterkünfte für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden seien, kritisierte das Gremium. Die Lücke in der Versorgung käme daher, dass Gewalt gegen weibliche Opfer zu häufig mit anderen Arten von Gewalt gleichgesetzt werden würde, so Grevio. Frankreich müsse dringend eine ausreichende Anzahl von Nothilfezentren für Opfer von Vergewaltigung und sexueller Gewalt einrichten, um ihnen beispielsweise angemessene traumabezogene Unterstützung und Beratung zukommen lassen zu können.

Grevio forderte zudem, dass der Betrieb der landesweiten Notruf-Telefonnummer für häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen ausgeweitet werden müsse. Die Beratung über das Telefon müsse 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen. Derzeit ist die Notrufnummer nach Grevio-Angaben beispielsweise wochentags nach 22.00 Uhr nicht mehr besetzt.

Frankreich will aktiv werden

Gewalt gegen Frauen hatte zuletzt auch die französische Regierung auf den Plan gerufen. Nach dem Bekanntwerden alarmierender Zahlen will der Staat Frauen künftig besser vor häuslicher Gewalt schützen und mehr Unterstützung für die Opfer anbieten.

Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg kümmert sich um die Einhaltung und den Schutz der Menschenrechte in seinen 47 Mitgliedsstaaten. Die sogenannte Istanbul-Konvention der Staatenorganisation, die abgesehen von Russland und Aserbaidschan von allen Mitgliedsländern unterschrieben wurde, soll Frauen besseren Schutz zusprechen. (APA, 19.11.2019)