FPÖ-Klubchef Herbert Kickl schilderte bei Corinna Milborn sein Verständnis von politischer Verantwortung.

Foto: puls24 / klickermann

Ein zurückgelehntes Gespräch mit Herbert Kickl, abseits vom täglichen Polit-Hickhack. Einfach reden über Politik, das große Ganze, die Hintergründe, seine Ideen und Vorstellungen. Ohne den üblichen Schlagabtausch. Schwer vorstellbar? Stimmt. Und es wird auch nach der Puls24-Talksendung "Milborn" am Montagabend nicht einfacher, auch wenn genau das das Konzept der Sendung gewesen wäre.

Denn weder die titelgebende Moderatorin Corinna Milborn noch der FPÖ-Klubobmann fanden so recht aus dem üblichen Modus heraus – es gibt aktuell eben viel zu besprechen, wenn man einem FPÖ-Mann gegenübersitzt. Kickl hielt sich auch nicht mit den Gegenangriffen zurück, die zu seinem Markenzeichen geworden sind.

"So werden Sie den großen Preis nicht gewinnen"

Wenn es etwa um seine politische Verantwortung dafür geht, dass unter ihm im Innenministerium die Beschlagnahmung eines Journalistinnenhandys überlegt wurde, mahnt er die journalistische Aufgabe ein, "ein bissl ums Eck zu denken" – schließlich hätte das alles ja auch ein ministeriumsinterner Versuch sein können, ihm zu schaden. Daran hat Milborn nicht gedacht? Na, "so werden Sie den großen Preis nicht gewinnen journalistisch, das kann ich Ihnen gleich sagen".

In so einem großen Ministerium gehe halt nicht alles über den Tisch des Ministers, war Kickl offenbar entsetzt, dass er zu diesen Vorgängen überhaupt Stellung nehmen muss. Und das, nachdem er schon zu Beginn minutenlang erklären musste, dass es in der Casinos-Affäre bislang nur Verdachtslagen gibt und noch niemand verurteilt wurde. Deswegen soll man wohl am besten gar nicht darüber reden.

Das letzte Gericht

Vielleicht ist das ja die große politische Idee Kickls, die man in diesem gänzlich unentspannten Gespräch erahnen könnte: Bei politischen Gegnern und Journalisten Verantwortung einfordern, aber sie selbst erst eingestehen, wenn das allerletzte Gericht sein Urteil gesprochen hat. (Sebastian Fellner, 19.11.2019)