Im Bild Leitungsmonteure der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) in Thal/Assling in Osttirol.

Foto: APA / EXPA / JFK

Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.

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Lienz – Seit Beginn der Unwetter haben die Kärntner Feuerwehren bis Dienstag 1.215 Einsätze geleistet. Am Dienstag waren noch 50 Feuerwehren mit Schwerpunkt im Bezirk Spittal/Drau im Einsatz. Die Hochwassersituation hat sich entspannt, auch die erwarteten weiteren Niederschläge sollten keine wesentlichen Pegelanstiege bringen. Vor allem im Bezirk Spittal/Drau gab es aber weiter zahlreiche Straßensperren.

Mölltal weiterhin im Fokus

Besonders stark betroffen war weiterhin das Mölltal, wo auch zahlreiche Schulen geschlossen blieben. Die Lawinengefahr war laut dem Lawinenwarndienst sehr hoch. Von der Außenwelt abgeschnitten war Mallnitz, das nur aus der Luft versorgt werden konnte. In den Bezirken Hermagor und St. Veit/Glan war Aufräumen angesagt, die Schäden durch Überflutungen und Vermurungen sind vorerst nicht abschätzbar. In Gurk wurde im Ortsteil Sandboden am Vormittag die Evakuierung der Häuser aufgehoben, nachdem der Pegel der Gurk zurückgegangen war.

Die Aufräumarbeiten laufen nach den Unwettern auf Hochtouren. Am Dienstag gab es leichte Entwarnung.
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Wetter-Prognosen

Mit weiteren Hochwassern rechnet der hydrografische Dienst nicht, zumindest nicht bei den großen Flüssen des Landes. "Die Niederschlagsfront, die seit Dienstagnacht über Kärnten hinwegzieht, sollte zu keiner wesentlichen Erhöhung der derzeitigen Spitzenabflüsse beziehungsweise der Wasserstände führen", sagte Johannes Moser von der Hydrografie. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik war in Oberkärnten mit 20 bis 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zu rechnen. Die Schneefallgrenze lag nachts bei 1.300 Metern, im Tagesverlauf stieg sie deutlich an. Probleme mit hohen Grundwasserständen, hohen Seewasserständen und Hangrutschungen blieben aufrecht. Vor allem Faaker See, Millstätter See und Pressegger See bei Hermagor bleiben laut Prognosen in den kommenden Tagen hoch.

Im Mölltal waren Pioniere des Bundesheers im Einsatz, um die Bundesstraße freizubekommen. In Obervellach, Reißeck, Berg im Drautal sowie in Feld am See blieb der Zivilschutzalarm aufrecht. Laut Bezirkshauptmann Klaus Brandner hatten am Vormittag vor allem Versorgungsflüge Priorität. Bereits in der Nacht wurde ein drei Jahre alter Bub aus Heiligenblut wegen eines Blinddarmdurchbruchs mit dem Hubschrauber ins Klinikum nach Klagenfurt geflogen.

Lagebericht aus Mallnitz (Kärnten).
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500.000 Euro Soforthilfe

Schadensschätzungen seien derzeit noch nicht seriös möglich, sagte Landesrat Daniel Fellner (SPÖ). Für die betroffenen Gemeinden sollen fünf Millionen Euro bereitgestellt werden. Für die Opfer will die Landesregierung zudem ein Soforthilfepaket schnüren. Fellner kündigte am Dienstag an, dass für akute Schäden an privaten Gebäuden 1.000 bis 5.000 Euro möglichst unbürokratisch ausgezahlt werden. Der Topf soll mit 500.000 Euro befüllt werden.

Etwas Entspannung in der Steiermark ...

Auch in der Steiermark entspannte sich die Lage am Dienstag etwas. Jene 50 Bewohner, die in Predlitz im Bezirk Murau am Wochenende ihre Häuser verlassen mussten, durften wieder zurück. Nun heißt es aufräumen: Verklausungen müssen beseitigt werden, damit bei weiterem Niederschlag die Wassermassen wieder frei abfließen können. Einzelne Straßen blieben weiterhin gesperrt. In Graz wurden Sperren der Murpromenade teilweise wieder aufgehoben.

... und in Osttirol

Nach Tagen mit heftigen Schneefällen und Unwettern schien sich auch die Situation in Osttirol langsam zu beruhigen. Nach und nach sollte eine Straßenverbindung nach der anderen wieder aufgehen. Die Felbertauernstraße müsse jedoch noch geschlossen bleiben, erklärte Bezirkshauptfrau Olga Reisner und berichtete unter anderem, dass nach einem Erdrutsch in Dölsach die Bewohner inzwischen wieder in ihr Haus zurückkehren konnten.

Lagebericht aus Dölsach (Osttirol).
ORF

Kindergärten und Schulen seien zudem großteils wieder geöffnet, teilte das Land mit. Auch die Lawinengefahr ging von Stufe 4 (große Gefahr) auf 3 zurück. Eine spezielle Gefahr bleibt vorerst noch in Form von Gleitschneelawinen, die durch die feuchten Schneemassen auf den steilen Wiesenhängen ausgelöst werden könnten. "Wintersportler sollten neben der Gleitschneeproblematik vor allem auf frische Triebschneepakete in größeren Höhen achten", sagte Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol.

Dienstagfrüh waren noch rund 1.000 Haushalte ohne Strom. In der Nacht waren zwischenzeitlich nur noch 800 Kunden unversorgt, berichtete die Tinetz. Hauptbetroffen von den Stromausfällen waren weiter das Tauern- und Kalsertal, das Villgratental sowie das hintere Lesachtal bis zur Landesgrenze. Im Lauf des Dienstags war laut Tinetz mit neuerlichen kurzen Unterbrechungen zu rechnen, weil weitere Sicherungsmaßnahmen entlang der Leitungen vorzunehmen waren. Am Nachmittag sollte die 110-kV-Leitung nach Sillian wieder in Betrieb genommen werden. Dann hätten Puster-, Villgraten- und Lesachtal wieder eine sichere Anspeisung.

Die Unwetter in den vergangenen Tagen in Tirol haben laut ersten Schätzungen des Landes rund zehn Millionen Euro Schaden verursacht.

Aufräumarbeiten in Salzburg

Nach dem heftigen Starkregen mit unzähligen Erdrutschungen und Murenabgängen im südlichen Teil Salzburgs waren auch hier die Aufräumarbeiten im Gang. Die massivsten Schäden dürfte es neben dem Gasteinertal im benachbarten Großarltal gegeben haben, sagte der Pongauer Katastrophenreferent Norbert Paßrucker. Bad Gastein war auch am Dienstag weder auf der Straße noch per Bahn erreichbar, Paßrucker zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Straßenverbindung im Lauf des Nachmittags wieder geöffnet werden kann. Neben Bad Gastein war am Dienstag auch die Gemeinde Hüttschlag im Großarltal nicht erreichbar. "Wir arbeiten nun alle Schadensfälle nach Priorität ab. Wir schauen, dass zunächst die wichtigste Infrastruktur wiederhergestellt und die evakuierten Häuser wieder bewohnt werden können", so Paßrucker.

Lagebericht aus Bad Gastein (Salzburg).
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Chaos seit Wochenende

Seit dem Wochenende haben große Niederschlagsmengen für Chaos gesorgt. In Kärnten forderten die Unwetter am Montag ein erstes Todesopfer: Im Bezirk Spittal in Bad Kleinkirchheim wurde am Montagvormittag ein Wohnhaus von einer Mure getroffen und fast völlig zerstört. Der 80-jährige Hausbesitzer befand sich außerhalb des Hauses und konnte nur noch tot geborgen werden. (APA, red, 19.11.2019)